Hinschauen statt wegschauen – Zivilcourage im Netz zeigen
„Dich braucht niemand. Keiner mag dich.“ Diese Worte erhält Felix in einem Gruppenchat. Er wird schon seit längerem von seinen Mitschüler*innen gemobbt. Zwar gibt es einige Peers, die das nicht gut finden, die aber dennoch nichts dagegen unternehmen.
Dies zeigt der fiktionale Film Du kannst es stoppen des Jugendmedienzentrums T1 aus dem Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz. Wie junge Menschen mit dem Film und einem dazugehörigen Quiz für das Thema Cybermobbing sensibilisiert werden können und darüber, wie Eltern, Erziehende und junge Menschen von Cybermobbing Betroffenen helfen können, sprachen wir mit Philipp Reich. Er ist Sozial-, Medien- und Erlebnispädagoge und Leiter des Jugendmedienzentrums T1.
Sei auch im Netz nett!
„Mit dem Film möchten wir präventiv in Schulen aufklären und zeigen, wie schwerwiegend die Auswirkungen von Mobbing sein können“, erläutert Philipp Reich. „Insbesondere ist es uns wichtig, jungen Menschen zu vermitteln, dass sie nicht wegschauen, wenn sie Mobbing mitbekommen, sondern sich solidarisch zeigen und Betroffene unterstützen, indem sie ihre Hilfe anbieten.“
Der Film und das Quiz können auch unabhängig von den Workshops des Jugendmedienzentrums T1 mit Freund*innen, in der Familie oder alleine angeschaut und bearbeitet werden. Entstanden sind Film und Quiz, welche im Rahmen des Bundesprogrammes Demokratie leben! durch das BMFSFJ gefördert werden, mit dem Ziel, ein faires Miteinander und einen respektvollen Umgang auch im Netz zu zeigen: „In unseren Workshops ist es uns wichtig zu vermitteln, dass Zivilcourage auch im Digitalen nicht aufhören darf. Online muss das Gleiche gelten wie Offline: Nicht einfach wegschauen und Beleidigungen, Beschimpfungen oder Hass ignorieren, sondern aktiv werden und Betroffenen beistehen, ihnen helfen und sie unterstützen“, betont Philipp Reich.
Aktiv sein und helfen – für andere eintreten
Was brauchst du jetzt? Was wünschst du dir? Wie kann ich dir helfen? Diese Fragen hält Philipp Reich für wichtig, wenn es darum geht von Cybermobbing betroffenen Personen zu helfen. „Eltern sollten grundsätzlich auf Basis einer offenen und vertrauensvollen Beziehung ihren Kindern gut zuhören und auch auf Veränderungen achten, zum Beispiel beim Verhalten. So können sie Ansprechpartner*innen sein, falls ein Kind von Cybermobbing betroffen ist.“
Auch Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen an Schulen spielen eine wichtige Rolle: „Pädagogische Fachkräfte sollten sich informieren und weiterbilden, um zu wissen, wie sie reagieren können, wenn es Mobbingfälle an ihrer Schule gibt. Das fängt schon damit an, anzuerkennen, dass Klassenchats Räume sind, die mit dem Kontext Schule zu tun haben. Denn natürlich wirkt sich das, was im Klassenchat passiert, auch auf die Gemeinschaft und das Klima in einer Klasse aus.“
„Ein Interventionsansatz, um Mobbing an Schulen zu stoppen, ist der No Blame Appraoch. Er sieht von Schuldzuweisungen und Bestrafungen ab und zielt darauf ab, die Gruppendynamik in einer Klasse zum Positiven zu verändern.“ Dabei geht es darum, konkrete Ideen zu entwickeln, die eine bessere Situation für die von Mobbing Betroffenen zu erreichen. Das Besondere daran ist, dass am Mobbing Beteiligte in den Lösungsprozess einbezogen werden; sie sollen sich aktiv an der Beendigung des Mobbings beteiligen.
Mehr Informationen:
- Die Nummer gegen Kummer und JUUUPORT, die bundesweite Online-Beratungsplattform für junge Menschen, beraten auch Kinder und Jugendliche, die von Mobbing betroffen sind.
- Wie pädagogische Fachkräfte das Thema Cybermobbing im Unterricht aufgreifen können, zeigt die Broschüre Was tun bei (Cyber-)mobbing? von klicksafe.
- Die YouTuberin Lisa Sophie Laurent berichtet im Podcast Game of Phones von SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht. von ihren Mobbing-Erfahrungen. Sie versucht auf ihrem Kanal auch junge Menschen zu unterstützen.