Stark gegen Cybermobbing: Wie der Cybermobbing-Hilfe e. V. aufklärt und Betroffene berät
„Meine eigenen Erfahrungen mit Hilfsangeboten waren der Auslöser, die Initiative ins Leben zu rufen und von Cybermobbing Betroffenen zu helfen“, sagt Lukas Pohland. Der 20-Jährige, der zur Schulzeit selbst von Cybermobbing betroffen war, engagiert sich mit seinem mittlerweile entstandenen Verein Cybermobbing-Hilfe e. V. und setzt sich dafür ein, dass Cybermobbing gesamtgesellschaftlich stärker berücksichtigt wird. „Der Fokus unserer Arbeit liegt zum einen auf Präventionsarbeit an Schulen und zum anderen auf Beratungsarbeit von Betroffenen.“
Präventiv über Cybermobbing aufklären
In Workshops an Schulen klärt der Verein Cybermobbing-Hilfe e. V. zum Thema Cybermobbing auf. Neben der Sensibilisierung für das Thema und der Vermittlung von Wissen steht das Produzieren eigener Stop-Motion-Filme zu Cybermobbing im Zentrum der Workshops. „Unser Ziel ist es, dass sich die Schüler*innen durch den medienpädagogischen Ansatz in die unterschiedlichen Akteur*innen hineinversetzen und so lernen, was hinter Cybermobbing steckt. Durch den interaktiven Charakter unserer Workshops kann das Thema viel nahbarer vermittelt werden“, schildert Lukas Pohland.
Fachliche Anlaufstellen als Partner*innen für Schulen
Um Schulen fachlich zu unterstützen, hat der Verein das Programm „WIR gegen Cybermobbing! Unsere Schule macht mit.“ ins Leben gerufen, welches seit 2023 läuft. „Das Programm besteht aus verschiedenen Bausteinen: Erstens aus unseren Workshops mit aktiver Medienarbeit. Zweitens aus einer Art Selbstverpflichtungserklärung der Schulen, in der Schüler*innen, Lehrkräfte, Eltern und Verwaltungsmitglieder der Schulen die ernste Bedrohung durch Cybermobbing anerkennen und sich für eine inklusive, respektvolle Schulumgebung sowie Schulgemeinschaft einsetzen. Drittens aus Unterrichtsmaterialien für die Schulen“, erläutert Lukas Pohland.
Der Vereinsgründer sieht das Programm zudem als ganzheitlichen Ansatz, mit dem Schulen so unterstützt werden können, dass sie Anlaufstellen mit geschulten Ansprechpartner*innen etablieren können. „Mir ist es dabei wichtig, dass Schulen davon nachhaltig und langfristig profitieren. Dazu zählt auch, keine Scheu zu haben, externe Hilfe wie beispielsweise eines Vereins oder durch anderes Fachpersonal in Anspruch zu nehmen und sich so weiterzubilden. In meiner Schule gab es leider wenig Unterstützung und Feingefühl der involvierten Personen. Ich habe später gemerkt, dass das wahrscheinlich mit Überforderung zu tun hatte. Insofern ist die Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte an Schulen essenziell, damit sie gut reagieren können, falls es zu Mobbingvorfällen kommt.“
Hilfe zur Selbsthilfe: Peer-to-Peer-Beratung
Brauchen von Cybermobbing betroffene junge Menschen Hilfe, können sie sich an die Peer-to-Peer-Beratung des Vereins wenden. Dafür ist eine kurze und unkomplizierte Online-Registrierung auf der Vereinswebsite notwendig. Beraten werden die Hilfesuchenden von Gleichaltrigen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren auf Augenhöhe. „Hier schauen die beratenden Peers, wie es dem Hilfesuchenden geht und was sie*er für ihre*seine individuelle Situation braucht. Das kann zum Beispiel eine Empfehlung für eine Hilfsanlaufstelle vor Ort sein. Manchmal ist es auch erstmal nur wichtig, da zu sein und zuzuhören“, sagt Lukas Pohland.
Gemeinsam stark – im Netzwerk gegen Cybermobbing
Ob pädagogische Fachkräfte an Schulen, Eltern, die Polizeibehörden oder politische Institutionen: Lukas Pohland sieht alle Akteur*innen in der Verantwortung, sensibel für das Thema Cybermobbing zu sein und Betroffenen zu helfen. „Auch wenn Cybermobbing vorbei ist, kann das noch langfristig bei Betroffenen nachwirken. Sie müssen zum Beispiel mit seelischen Folgen kämpfen. Daher müssen sich alle Akteur*innen gesamtgesellschaftlich für ein faires Miteinander einsetzen und Cybermobbing nicht tolerieren, sondern versuchen es zu verhindern und dagegen effektiv vorgehen.“
Cybermobbing als Straftatbestand anerkennen
Zudem setzt sich der Vereinsgründer dafür ein, Cybermobbing als eigenständigen Straftatbestand in Deutschland anzuerkennen. „Bislang ist es so, dass Cybermobbing über Straftatbestände wie Beleidigungen, üble Nachrede oder Verleumdung erfasst wird. Aber Cybermobbing ist häufig nicht nur eine bloße Beleidigung, sondern äußert sich vielschichtig, indem es immer und überall existiert, weil Betroffene nicht einfach einen Ort verlassen können und es dann aufhört.“
Mehr Informationen:
- Materialien für den Unterricht, stellt auch die Bundeszentrale für politische Bildung zur Verfügung.
- Was Eltern tun können, wenn das eigene Kind von Cybermobbing betroffen ist, erläutert SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht.
- Kinder und Jugendliche, die von Cybermobbing betroffen sind, können sich auch an JUUUPORT, die bundesweite Online-Beratungsplattform, wenden.