Tatort Bibliothek: Cybermobbing auf der Spur
Dass auch Bibliotheken für das Thema Cybermobbing sensibilisieren können, zeigen die Leipziger Städtischen Bibliotheken, die Teil des Lokalen Netzwerkes make.medien.kollabo sind. Im zweistündigen Workshop Haltung zeigen gegen Cybermobbing lernen Schüler*innen der fünften und sechsten Klasse, was Cybermobbing ist, welche Formen es gibt und was dagegen getan werden kann. Über den Workshop, den die Leipziger Städtischen Bibliotheken seit kurzem durchführen, sprachen wir mit Hannah Bunke-Emden und Carolin Meltzer, die dort beide im Medien-Pädagogik-Labor im Bereich Medienbildung tätig sind.
Spielerisch aufklären
„Ziel unseres Workshops ist es, in einer kreativen und spielerischen Art und Weise präventiv über das Thema Cybermobbing aufzuklären und einen wertschätzenden Umgang miteinander zu stärken“, erläutert Hannah Bunke-Emden. „Zu Beginn führen wir daher zwei Minispiele durch, mit denen wir insbesondere die Wahrnehmung für andere Mitmenschen und ein faires Miteinander in der Klassengemeinschaft stärken wollen“, fügt Carolin Meltzer hinzu.
Der Workshop selbst besteht aus einem Rollenspiel. Die teilnehmenden Schüler*innen schlüpfen in die Rollen von Ermittler*innen einer fiktiven Ermittlungsbehörde aus dem Fachbereich Cybermobbing. In Kleingruppen zu verschiedenen Themenfeldern sollen die Teilnehmenden herausfinden, ob es sich bei einem fiktiven Fall an einer Schule um Cybermobbing handelt und woran sie das erkennen. „Hier heißt die von Mobbing betroffene Person bewusst X, um zum einem zu verdeutlichen, dass es jede Person treffen kann und zum anderen damit sich niemand mit der Person identifiziert, weil sie zufälligerweise den gleichen Namen trägt“, betonen die beiden Medienpädagog*innen.
Was mit Cybermobbing zusammenhängt
In fünf verschiedenen Kleingruppen beschäftigen sich die Schüler*innen mit verschiedenen Aspekten rund um Cybermobbing: „In einer Gruppe geht darum, sich mit dem Thema Gefühle und Cybermobbing auseinanderzusetzen: Was löst Cybermobbing bei einer Person aus, die davon betroffen ist? Was durchlebt sie? Was heißt Empathie?“, schildert Hannah Bunke-Emden. Sie fügt hinzu: „In einer weiteren Gruppe stehen die verschiedenen Rollen im Fokus, die bei Cybermobbing involviert sind, also Täter*innen, Betroffene, Mitläufer*innen, Zuschauer*innen, Verteidiger*innen, Lehrkräfte und Eltern. Hier geht es darum herauszufinden, welche Rollen es gibt und was diese auszeichnet. Zentrale Fragen lauten dabei: Welches Motiv hat eine Person, jemanden zu mobben? Warum machen Menschen bei Mobbing mit und andere schauen weg? Welche Auswirkungen hat Mitmachen oder Nichtstun?“
„Zudem beschäftigen sich zwei weitere Gruppen mit den Rechtsgrundlagen, wie zum Beispiel dem Recht am eigenen Bild und dem Recht auf Datenschutz. Außerdem geht es um die Definition und Bedeutung von Straftatbeständen, wie unter anderem Beleidigungen und Bedrohungen. In der fünften Gruppe beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Handlungsmöglichkeiten und Hilfsangeboten für Betroffene und für Beobachter*innen von Cybermobbing“, erläutert Caroline Meltzer.
Auf den Methodenmix kommt es an
Ob kleine Spiele, Gruppenarbeit oder das Präsentieren im Plenum: Hannah Bunke-Emden und Carolin Meltzer sehen eine gute Balance aus verschiedenen Methoden als wichtig an, um die Zielgruppe im Workshop zu erreichen: „Wir haben unseren Workshop bewusst mit einer Methodenvielfalt konzipiert, um diesen erlebbar zu machen und alle mitzunehmen. Auch das Material ist so angelegt, dass es eine Auswahl an verschiedenen Formen gibt – diese reichen von Texten, Hörbeispielen, Expert*inneninterviews, Videos bis hin zu fiktiven Chatverläufen und Bildern.“
Seid fair miteinander!
Auch die Methode am Ende des Workshops, die sogenannte warme Dusche, soll die Teilnehmenden dazu anregen, auf ein faires Miteinander zu achten und sich respektvoll zu begegnen. „Auf kleine Zettel schreiben die Teilnehmenden anonym ein Kompliment, entweder für jemand anderen aus dem Workshop oder für die gesamte Klasse. Anschließend werden die Zettel in einem Korb gesammelt. Jede*r Schüler*in nimmt sich dann einen Zettel aus dem Korb, liest diesen vor und heftet ihn an das sogenannte Komplimente-Poster“, erläutert Hannah Bunke-Emden. Sie sagt auch: „Das ist ein sehr schöner Moment, weil man merkt, dass sich alle zuhören und es mit jedem und jeder in der Klasse etwas macht.“ „Mit der Methode wollen wir zudem zeigen, dass eine starke Gemeinschaft keine Mobber*innen toleriert“, fügt Carolin Meltzer hinzu.
Mehr Informationen:
- Kreativ mit Medien zu Cybermobbing in Bibliotheken arbeiten, ermöglicht die Workshopmethode Comic Life! des Netzwerkes Bibliothek Medienbildung.
- Methoden für die medienpädagogische Arbeit mit blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen zu Cybermobbing stellt das Lokale Netzwerknimm! Netzwerk Inklusion mit Medien auf seiner Website vor.
- Das Thema Hassrede können pädagogische Fachkräfte in ihrer Arbeit mit Jugendlichen mithilfe der Methode Hate-Speech-Ampel aus dem Projekt ACT ON! des JFF aufgreifen.