Medienerziehung

  • Interview

Medienbildung für die Jüngsten: Wie Eltern und Erziehende Kinder bei einem guten Aufwachsen mit Medien begleiten können

Zwei sitzende Personen, die ein Tablet und einen kleinen Roboter auf ihrem Schoß halten.

Schon kleine Kinder kriegen mit, wie Eltern und Erziehende digitale Geräte nutzen und orientieren sich an ihnen. Daher ist es als erwachsene Bezugsperson sehr wichtig, mit gutem Beispiel voran zu gehen und Kinder dabei zu begleiten, einen sicheren und souveränen Umgang mit Medien zu erlernen. Wie die Fachstelle Prävention des Vereins Arbeits- und Erziehungshilfe e. V., welche auch Teil des Lokalen Netzwerkes „Arbeitskreis Medien Rhein Main“ ist, Eltern und pädagogische Fachkräfte in ihrer Medienerziehung unterstützt, erläutert Marika Mögle im Interview. Sie ist Gesundheitspädagogin und arbeitet in der Fachstelle im Bereich Suchtprävention.

Angebote frühkindlicher Medienbildung der Fachstelle Prävention

Mit Elternworkshops bzw. Elternabenden richtet sich die Fachstelle Prävention an Eltern mit Kindern im Alter zwischen null und zehn Jahren. Je nach Bedarf der Eltern und der Einrichtungen, in denen die Workshops stattfinden, können die Themen der Elternworkshops ganz unterschiedlich sein. Einige beschäftigt insbesondere der zeitliche Aspekt der Mediennutzung, andere suchen Orientierung im Hinblick auf kindgerechte Angebote im Netz. „Wir gestalten unsere Workshops interaktiv, weil uns wichtig ist, einen Raum für Austausch zu schaffen, in dem Teilnehmende offen über Bedürfnisse, Sorgen und Erfahrungen sprechen können“, schildert Marika Mögle. Die Botschaft der Fachstelle Prävention ist, dass Eltern neben den zeitlichen und inhaltlichen Aspekten insbesondere auf die Funktion der Medien achten.

Zudem bietet die Fachstelle Prävention Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte, vor allem in Kitas und Horten, an. In den Fortbildungen geht es um Wissensvermittlung in puncto Medienerziehung und das Kennenlernen verschiedener Methoden und Tools für die Elternarbeit, (Englisch „tool“ = Werkzeug) wie zum Beispiel „World-Café“ und die für Umfragen geeignete digitale Anwendung „mentimeter“.

Darüber hinaus liegt der Fokus in den Fortbildungen darauf, in einen Austausch zu gehen, die eigene Haltung zu Medienerziehung zu reflektieren und darüber zu sprechen, was für eine gute Zusammenarbeit und eine wertschätzende Kommunikation zwischen Fachkräften und Eltern wichtig ist. „Unser Ziel ist es, Fachkräfte zu befähigen, sodass sie selbstbewusst, mit einer offenen Haltung und auf Augenhöhe in einen bedarfsorientierten Dialog mit Eltern gehen können“, erläutert Marika Mögle. Voraussetzung für eine Medienarbeit in Kitas ist zunächst die Entwicklung einer eigenen Haltung. Welche Haltung habe ich als Fachkraft zu Medienerziehung in der Kita? Welche Haltung hat die Einrichtung und der Träger, in der ich arbeite? So gibt es Teilnehmende, die medienpädagogische Angebote in der Kita eher skeptisch sehen und solche, die sich sehr aufgeschlossen und begeistert zeigen, weil sie zum Beispiel selbst sehr medienaffin sind. „Hier ist es wichtig über die unterschiedlichen Einstellungen zu sprechen und eine gemeinsame Linie zu finden. Das kann – wenn sehr unterschiedliche Haltungen aufeinandertreffen – herausfordernd sein. Wir ermutigen hier, sich auf einen offenen und vorurteilsfreien Austausch einzulassen.“

Wie Eltern und Erziehende Kinder beim Aufwachsen mit Medien unterstützen können

Als Eltern und Erziehende ist es wichtig, sich der eigenen Vorbildfunktion bewusst zu sein und als Ansprechpartner:in für die Kinder da zu sein, um sie bei einem guten Aufwachsen mit Medien zu begleiten. Das bedeutet zum einen aufzuzeigen, dass Medien für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können, zum Beispiel auch für kreative Zwecke. Zum anderen bedeutet es über das Erlebte und Gesehene zu sprechen. Zugleich ist es gerade bei jüngeren Kindern wichtig, als Eltern und Erziehende gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Kinder einen sicheren und kompetenten Umgang mit digitalen Medien erlernen. „Dazu zählt auch, sich zu überlegen, welche Regeln ich in der Familie und in einer Einrichtung, wie zum Beispiel in der Kita, in puncto Mediennutzung etablieren möchte“, sagt Marika Mögle. Zudem sieht sie es als entscheidend an, auf eine gesunde Balance in der Mediennutzung zu achten: „Das bedeutet, auf eine ausgewogene Mediennutzung zu schauen, sich nicht nur auf eine Aktivität zu fokussieren und auch alters- und kindgerechte (nicht-mediale) Angebote zu nutzen. Zudem heißt das, auf die individuellen Bedürfnisse und die persönliche Entwicklung eines jeden Kindes zu schauen: Wo steht mein Kind gerade? Was kann es schon? Was will es entdecken?“

Aktive Mediennutzung statt passiv Konsumieren

Bei der Mediennutzung in der Kita oder Kindertagespflege ist es wichtig darauf zu achten, wie und wofür digitale Medien eingesetzt werden. So macht es einen erheblichen Unterschied, ob bloß ein Video auf einem Tablet angeschaut wird oder Kinder unter pädagogischer Anleitung zum Beispiel einen Stop-Motion-Projekt oder ein Fotoprojekt erstellen. „Es muss auch gar kein großes Projekt sein, welches Fachkräfte in Kitas durchführen. Da reicht oft schon etwas Kleines. Ich sehe digitale Medien eher als Werkzeug, die spielerisch und kreativ zum Einsatz kommen können“, schildert Marika Mögle. „Um kleine Kinder an eine gesunde Mediennutzung heranzuführen gehört zum einen die Auswahl des Mediums (Buch, Hörbuch, Tablet etc.) und das Abwägen der Chancen und Risiken. Beim Abwägen sollte nicht der Einsatz der digitalen Medien im Vordergrund stehen, sondern das Ziel, dass man dadurch erreichen möchte. Für die bis Dreijährigen empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung keine Mediennutzung. Dennoch kann man auch diese Kinder auf spielerische Weise fördern, zum Beispiel durch den Einsatz von Hörmedien oder einem Kamishibai, die zum jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes passen.“

Mehr Informationen:

  • Sicher recherchieren, entdecken und digital teilhaben können Kinder mit kindgrechten Angeboten wie die Kindersuchmaschine fragFINN, Blinde Kuh und Seitenstark, der Arbeitsgemeinschaft vernetzter Kinderseiten.
  • Materialien und Anregungen für die frühkindliche Medienarbeit bietet auch der MekoKitaService, ein Angebot von der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur.
  • Das Projekt #medienvielfalt der Stiftung Lesen unterstützt Kitafachkräfte bei der Auswahl geeigneter Medien für die Sprach- und Leseförderung.