Medienerziehung

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Spuren im Netz - warum Datenschutz alle etwas angeht!

Eine Erwachsene und ein Kind sitzen auf einem Sofa am Laptop.

Das Teilen von Fotos, Videos und anderer Daten gehört für die meisten Menschen zum digitalen Alltag. Es bereitet schließlich Freude, andere an schönen Erlebnissen teilhaben zu lassen, sich mitzuteilen und Zuspruch von anderen zu erhalten. Die Art, wie mit den eigenen Daten umgegangen wird, entscheidet jede:r für sich, doch sind die potenziellen Folgen nicht immer jede:m bewusst. Viele glauben, dass ihnen nichts passiert und ihre Daten für andere nicht interessant genug sind. Dies ist jedoch zu kurz gedacht.

Wieso ist Datenschutz wichtig?

„Sobald wir die Entscheidung treffen an der digitalen Welt teilzuhaben, wird Datenschutz zwangsläufig zu einem relevanten Thema. Aus medienpädagogischer Sicht ist Datenschutz deswegen wichtig, weil wir als Mediennutzende immer das „Heft in der Hand“ behalten sollten, erklärt Medienpädagogin Kristin Langer von „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.". Wir entscheiden, wann wir uns Medieninhalten zuwenden, was und warum wir etwas nutzen. Wir selbst sollten darüber informiert sein und festlegen, wer Zugang zu unseren Daten hat und wer mitbekommt, was wir in der digitalen Welt machen. Die Art, wie wir mit unseren Daten umgehen ist immer eine persönliche Entscheidung“, so Kristin Langer. Es geht also darum, selbst über den Umgang mit personenbezogenen Daten zu bestimmen, sich den Konsequenzen der Datenverarbeitung bewusst zu sein und sich nicht von einem Großkonzern, den Leitlinien einer Social Media Plattform, einer Webseite oder eines Gewinnspielangebots bestimmen zu lassen.

Um zu vermeiden, dass die eigenen Daten für kriminelle oder ungewollte Zwecke genutzt werden, empfiehlt Kristin Langer präventives Handeln. „Damit wichtige persönliche Daten nicht in die falschen Hände geraten, sollte sich jede Person immer gut überlegen, wo und in welchem Umfang sie persönliche Daten angibt und welche Apps und Messenger sie nutzt. Zudem ist es sinnvoll, darauf zu achten, möglichst wenig persönliche Daten im Netz zu hinterlassen, Risikobereiche auf der wirtschaftlichen Ebene, wie beispielsweise Kostenfallen, ebenso zu meiden wie personalisierte Werbemechanismen. Auch das Risiko von ungewollten Kontaktanbahnungen über Social Media Kanäle kann durch technische Lösungen und persönliches Verhalten reduziert werden. Mit Blick auf Heranwachsende lässt sich so zum Beispiel das Risiko von Cybergrooming mindern. Datenschutz ist also ein grundlegend wichtiges Thema, vor allem in der Medienerziehung.“

Wie können Eltern Datenschutz kindgerecht vermitteln?

Wenn Datenschutz in der Familie von Beginn an ein wichtiges Thema und das Bewusstsein dafür bei Eltern und Erziehenden vorhanden ist, nehmen Kinder dies schon früh wahr und können diese Haltung leicht verinnerlichen. In der Regel beginnen Kinder im Grundschulalter damit, sich gezielt mit dem Internet zu beschäftigen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Eltern erklären das Thema Datenschutz kindgerecht am besten mit anschaulichen Beispielen. Für den Einstieg eignet sich etwa ein Gespräch über den Videoclip „Charlie und das Geheimnis der Daten“ von Seitenstark e.V., der Arbeitsgemeinschaft vernetzter Kinderseiten. Auch mithilfe einfacher Vergleiche und Erklärungen, wie zum Beispiel „Das Passwort ist wie der Schlüssel zu unserer Wohnung!“, können Eltern das Thema Datenschutz für Kinder verständlich vermitteln. Wichtig ist, dass Kinder das Thema nachempfinden können und dass Eltern und Erziehende gemeinsam mit ihnen darüber sprechen, was mit den persönlichen Daten im Netz geschehen kann. „Was kann passieren, wenn…..“ ist eine wichtige Fragestellung dabei, die sich mit Kindern auch spielerisch angehen lässt. So entsteht bei ihnen ein gutes Gespür und ein gesundes Misstrauen, wenn es darum geht, die eigenen Daten zu schützen.

Digitale Spiele zum Thema Datenschutz werden unter anderem von dem Projekt „Deine Daten. Deine Rechte.“, welches vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz gefördert wird, sowie von SIN - Studio im Netz e. V. angeboten. Das medienpädagogische Projekt „KryptoKids“ für Jugend- und Bildungseinrichtungen führt Kinder ab 8 Jahren spielerisch und kindgerecht an das Thema Datenschutz und Datensicherheit im Internet heran.

„Es geht aber nicht nur darum, mich selbst zu schützen. Es geht auch darum, Respekt vor anderen zu haben und deren Daten zu schützen“, schildert Kristin Langer. Hier gilt es, nicht leichtfertig mit den Daten anderer umzugehen und  Fotos, Videos oder Telefonnummern nicht ohne vorherige Absprache einfach an Dritte weiterzugeben. Dies können Kinder Schritt für Schritt lernen. Wichtig dabei ist insbesondere, dass Eltern ihren Kindern ein gutes Vorbild sind und einen bewussten Umgang mit Daten vorleben. Zudem können Eltern Kinder direkt mit einbeziehen, wenn es um die Weitergabe und das Versenden der eigenen Daten, wie beispielsweise Kinderfotos, geht und ihnen die Entscheidung darüber überlassen, mit wem die Daten geteilt werden.

In puncto Datenschutz rät Kristin Langer von „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ zwei Mailadressen für Kinder anzulegen: Eine personalisierte Mailadresse für die Schule, Freund:innen und wichtige soziale Kontakte und eine weitere unpersönliche Mailadresse für die Anmeldung auf Social Media Plattformen. So werden weniger persönliche Daten an Soziale Plattformen weitergegeben. Zudem kann die Aktivierung der Zwei-Faktor-Authentisierung hilfreich sein, die auch von Social Media Plattformen angeboten wird.

Haben Jugendliche ein Bewusstsein für das Thema Datenschutz in ihrer Kindheit entwickelt und können sie kompetent im Netz agieren, ist das eine gute Basis für einen selbstbestimmten und reflektierten Umgang mit den eigenen Daten und mit den Daten anderer. Andernfalls können Medienzentren und andere medienpädagogische Einrichtungen eine gute Anlaufstelle sein, um sich zum Thema Datenschutz zu informieren. Auch klicksafe hat Tipps für Jugendliche, Eltern und pädagogische Fachkräfte zusammengestellt. Die speziell für Jugendliche konzipierte Internetseite Handysektor.de informiert ebenfalls zum Thema Datenschutz.

Wie kann der Spagat zwischen Datenschutz und Mitteilungsbedürfnis beim Teilen von Fotos und Videos gelingen?

„Hier ist es wichtig sich folgende Situation vor Augen zu führen:  Säugling und Kleinkind wachsen, sowohl körperlich als auch in ihrer Persönlichkeit. Zu einem späteren Zeitpunkt können  Fotos und Videos  für Familienmitglieder oder das abgebildete Kind unangenehm und peinlich sein. Wichtig ist daher, dass Kinder selbst auswählen, wer die eigenen Fotos und Filme sehen darf. Schließlich haben sie ein Mitspracherecht, wenn es um ihre eigenen Bedürfnisse und Ansichten geht“, betont Kristin Langer. Auch bevor das Kind mitsprachefähig ist, ist ein sorgsamer und bewusster Umgang mit den Daten der Kinder durch die Eltern wichtig. Der Foto-Guide von "SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht." kann Eltern bei der Entscheidung helfen, ob sie ein Foto in Sozialen Netzwerken teilen sollten oder nicht.

Bei Fotos von Säuglingen ist es wichtig, dass  Eltern sich immer ganz genau überlegen, auf welche Weise sie die Freude über die Elternschaft und die Entwicklung des Kindes teilen. Hier rät Kristin Langer zu geschützten Veröffentlichungsformen, bei denen nur bestimmte und von den Eltern ausgewählte Personen Zugriff auf Fotos und Videos haben, oder zu analogen, sicheren Fotobüchern. Sind Babyfotos im Netz, muss Eltern bewusst sein, dass auch diese für kriminellen Missbrauch zweckentfremdet werden können. Auch lässt sich nicht ausschließen, dass ein veröffentlichtes Babyfoto der Anlass dafür sein kann, dass ein Schulkind mit (Cyber-)mobbing konfrontiert werden kann.

Was ist bei der Nutzung von Messenger-Diensten und Passwort-Managern zu beachten?

Bei Messenger-Diensten ist es wichtig, sich darüber zu informieren, was die App mit den eigenen Daten macht, welche Daten gespeichert und welche weitergegeben werden, sich also über die App-Berechtigungen zu informieren. Grundsätzlich gilt: Je verschlüsselter und geschützter die Daten, desto besser. Es ist zudem hilfreich, wenn der Messenger-Dienst die Telefonnummer der Nutzer:innen nicht weitergibt und keine automatischen Verknüpfungen erstellt.

Um sichere Passwörter zu generieren, können Kinder zusammen mit ihren Eltern Passwort-Manager nutzen. Hier lassen sich laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zwei Varianten unterscheiden:

  1. Integrierter Passwort-Manager: In Browsern und auf Smartphones ist bereits häufig eine Funktion integriert, die Passwörter speichert. Die Funktion sollte man allerdings nur nutzen, wenn es sich um das eigene Gerät oder einen mit Passwort geschützten Account, wie zum Beispiel einen Schulcomputer, handelt. Denn falls jemand fremdes Zugang zu den gespeicherten Passwörtern bekommt, besteht die Gefahr des Datenmissbrauchs. Auf dem Smartphone ist die Passwort-Datenbank meist mit der PIN-Nr. des Handys geschützt.
  2. Extra Passwort-Manager-Programm: Wichtig ist, einen sicheren Anbieter auszuwählen, also zu schauen, wie Passwörter verschlüsselt werden, in welchem Land bzw. welcher Region die Server stehen, auf denen die Passwörter gespeichert werden und wie diese mit persönlichen Daten umgehen. Es gibt Angebote für Familien-Passwort-Manager, die es ermöglichen, dass mehrere Familienmitglieder ihre Passwörter miteinander teilen.

 

Weitere Informationen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sara Awischus, Initiativbüro

Quelle: Kristin Langer, Mediencoach bei SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht.