ACT ON! Short Report Nr. 6

Ansicht: Cover des Short Reports Nr. 6

Der aktuelle Short Report des ACT ON! - Projektes des JFF - Institut für Medienpädagogik zeigt, wie Heranwachsende die Glaubwürdigkeit von YouTube-Stars einschätzen. Befragt wurden 85 Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren. Welche Aspekte von Glaubwürdigkeit sind Heranwachsenden präsent? Wie viel Wert legen Kinder auf Glaubwürdigkeit von YouTuber*innen und welche Kriterien wenden sie an, um diese zu beurteilen? Inwieweit erkennen Kinder werbliche Absichten von YouTuber*innen? Dies sind zentrale Fragen, die im Fokus der Befragung standen.

Grundsätzlich ist den befragten Kindern die Glaubwürdigkeit von YouTuber*innen sehr wichtig. In der authentischen Präsentation von Persönlichem, Ehrlichkeit bei Werbung und Einhaltung von Versprechen sehen Heranwachsende zentrale Aspekte von Glaubwürdigkeit. Zudem ist Kindern wichtig, dass YouTuber*innen korrekte Sachinformationen, vor allem zu gesundheitsrelevanten Themen, auf ihren Kanälen verbreiten. Bei Informationsvideos achten Heranwachsende auch auf die Angabe von Quellen.

Glaubwürdigkeit machen Kinder auch davon abhängig, wie die innere Logik eines YouTube-Videos aufgebaut ist und ob Inhalte des Videos mit den eigenen Erfahrungen aus dem Alltag übereinstimmen.

Insgesamt reicht die Bandbreite der Glaubwürdigkeitseinschätzungen von absolutem Vertrauen in YouTuber*innen bis hin zu erheblicher Skepsis gegenüber allen YouTube-Kanälen. Aber: Auch, wenn die befragten Kinder ihnen wichtige Aspekte zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit von YouTuber*innen genannt haben, fällt ihnen eine eindeutige Einordnung mithilfe der Kriterien nicht immer leicht. Je sympathischer YouTuber*innen wahrgenommen werden, desto weniger skeptisch beurteilen Kinder ihre YouTube-Favorit*innen.

Kritik, die Kinder an YouTuber*innen und ihren Videos formulieren, kann als Anlass genutzt werden, um gemeinsam mit Kindern zuverlässige Strategien zu entwickeln, um Selbstvermarktungsformen und Erlösmodelle von YouTuber*innen zu kennen und einordnen zu können.

Bei der Nutzung von YouTube stoßen Heranwachsende darüber hinaus immer wieder auf für sie verängstigende und verstörende Inhalte, die sie nicht einordnen können. Zum Teil haben Kinder eigene Strategien entwickelt, ungeeigneten Inhalten zu begegnen. Doch die befragten Kinder waren insgesamt mit der Einordnung und Vermeidung dieser Inhalte eher überfordert. Eine pädagogische Begleitung ist daher besonders wichtig. Hierbei können einige der von Kindern entwickelten Strategien auch medienpädagogisch aufbereitet und weiterentwickelt werden. Darüber hinaus stehen die Plattformbetreiber in der Verantwortung Heranwachsende vor ungeeigneten Inhalten, wie beispielsweise gewalthaltigen Videos, zu schützen.


Andreas Oberlinner, Sina Stecher, Christa Gebel, Niels Brüggen ,JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis