• Interview

„Das digitale Kinderzimmer“ - eine Ausstellung zum Mitmachen!

Smart Toys

Interaktive und digitale Medien nutzen viele Menschen in ihrem Alltag. Sogenannte smarte Geräte und Spielzeuge wie sprechende Teddybären, Babysocken, die den Herzschlag messen oder Sprachassistenten, die den Lieblingssong abspielen, haben auch den Weg ins Kinderzimmer gefunden. Sie werden genutzt, um zu spielen, Spaß zu haben und sich zu informieren. Doch nicht nur das: Die smarten Spielzeuge und Geräte übernehmen auch immer mehr die Rolle des Familien- und Alltagshelfers, indem sie als Babysitter*in, Einkaufshelfer*in oder als Hüter*in über die Gesundheit dienen.

Wie smarte Geräte funktionieren und welche Chancen und Herausforderungen bei der Nutzung bestehen, thematisiert die interaktive Ausstellung „Das digitale Kinderzimmer“, die von der Fachgruppe Kita der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) in Zusammenarbeit mit Blickwechsel e.V. und fjp>media e.V. entwickelt wurde. Was Eltern, pädagogische Fachkräfte und Interessierte in der Ausstellung lernen und erfahren können und welche digitalen Spielzeuge sich für den Einsatz in der medienpädagogischen Praxis eignen, hat uns Sabine Eder erzählt. Sie ist Medienpädagogin und Geschäftsführerin sowie Gründungsmitglied des Vereins Blickwechsel e.V. und erste Vorsitzende der GMK.

Was können Eltern, pädagogische Fachkräfte und Interessierte in der Ausstellung „Das digitale Kinderzimmer“ erfahren und lernen?

 „Das Digitale Kinderzimmer“ ist auf einer mindestens 25 qm großen Ausstellungsfläche aufgebaut und beinhaltet sprachgesteuerte Puppen, smarte Schnuller, Kuscheltiere mit integrierter Kamera, Smartwatches, und andere smarte Geräte, die mit dem Internet verbunden sind und zu denen entsprechende Apps gehören. Vernetztes Spielzeug ist häufig mit künstlicher Intelligenz oder Sensoren ausgestattet. Die Besucher*innen - Eltern, päd. Fachkräfte und andere Interessierte - können alle Geräte und Spielzeuge selbst testen. Neben diesen praktischen Erprobungsphasen stehen wir Medienpädagog*innen jederzeit zur Seite, sollten spezielle fachliche Fragen auftauchen oder technische Hilfestellung erforderlich sein.

Bei der Nutzung der smarten Geräte erheben viele Hersteller persönliche Daten und Persönlichkeitsrechte von Kindern werden verletzt. Zudem gibt es Sicherheitslücken und andere Gefährdungspotenziale. Darüber wollen wir in der Ausstellung informieren und miteinander ins Gespräch kommen. Zusätzlich wollen wir aufzeigen, welche positiven Möglichkeiten digitale Spiel- und Lernangebote bieten. Kurzum: Datenschutz, pädagogische Intervention sowie Möglichkeiten und Jugendmedienschutz sind Kernthemen, die anhand der erfahrbaren Ausstellung erörtert werden.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche an vernetztem Spielzeug?

Ich selbst war als Kind schon begeistert von meinem Teddy, der brummte, wenn ich ihn vor und zurück kippte. Die digitalen, smarten Spielzeuge erweitern die kindliche Spielwelt um ein Vielfaches: Es eröffnet sich ein interaktives, digitales Universum. Kinder können mit sprechenden Puppen und Teddys interagieren. Spielzeuge wie Autos, Raumschiffe oder Eisenbahnen lassen sich per App und Smartphone steuern. Interaktive Bücher werden durch Töne und Animationen „lebendig“.

Diese Erweiterung der Spielwelt ist aber häufig nur auf den ersten Blick ein echter Mehrwert. Zudem lässt sich mit einem Teddy oder einer Puppe manches Mal besser spielen, wenn das Digitale abgeschaltet ist. Dann entscheiden die Kinder die Art und Weise der Interaktion und Kommunikation selbst und kreieren eigene, auf ihre aktuelle Lebenswelt bezogene Gespräche. Sie werden dann nicht von den technischen Geräten und deren Algorithmen mit vorbestimmten Kommunikationsverläufen geleitet (und beschränkt). Zusätzlich gilt es immer zu überlegen, ab welchem Alter solche Geräte sinnvoll sind.

Welche digitalen Spielzeuge eignen sich für den Einsatz in der medienpädagogischen Praxis?

Grundsätzlich ist bei jedem Spielzeug zu fragen, ob das Spielzeug die kindliche Phantasie und Kreativität anregt und die Interessen des Kindes aufgreift. Zusätzlich ist es ein Unterschied, ob ich Spielzeuge für Zuhause oder für die Kita bereitstelle. Die Kita hat einen Bildungsauftrag, hier sollten Spielzeuge diesem Auftrag entsprechen. Zuhause darf Spielzeug auch mal frei sein und nur der Unterhaltung dienen.

Wenn ich medienpädagogisch das Thema „Digitales Spielzeug“ aufgreifen möchte, kommen weitere Themen wie Konsumerziehung, Werbekompetenz und Digitalisierung hinzu. Wenn ich mit Kindern, Eltern oder Erzieher*innen über die Sinnhaftigkeit von Spielwaren reflektieren möchte, kann jeder kleine technische Gegenstand und jede digitale Spielware dienlich sein. Auch die Süßigkeitentüte, auf der ein App-Spiel angeboten wird, eignet sich, um Medienkritik auszubilden. Wenn ich mit Kindern über ein bestimmtes Thema wie zum Beispiel „Coding“ sprechen und reflektieren möchte, lässt sich ein Spielgerät wie der Roboter „BeeBot“ einsetzen. Mit dessen Hilfe können Kinder erste Programmiererfahrungen machen, gemeinsam Lösungswege finden und ihre Sozialkompetenzen erweitern.

Wie können pädagogische Fachkräfte und Eltern Heranwachsende bei einer souveränen und sicheren Nutzung von vernetztem Spielzeug begleiten?

Immer wenn Geräte mit dem Internet verbunden sind, entstehen Online-Risiken. Zum Beispiel sind Apps fehleranfällig, da GPS-Daten nicht immer genau sind oder manipuliert werden können. Zudem befinden sich in den meisten Spiel- und Bilderbuch-Apps auch In-App-Käufe, die neue Inhalte oder weitere Level anbieten, aber mit Kosten verbunden sind. Auch gibt es in Spielen nicht selten Links zu Internetseiten, die für Kinder nicht geeignet sind.

Es gilt diese Risiken im Blick zu behalten und abzuwägen, ob die Vor- oder die Nachteile überwiegen. Grundsätzlich ratsam ist es, gemeinsam mit den Kindern die Spielgeräte einzurichten. Durch Voreinstellungen an den Geräten können die Kinder geschützt werden. Hier helfen Ratgeberseiten für Eltern und Pädagog*innen wie klicksafe, SCHAU HIN!, klick-tipps.net oder der Spieleratgeber NRW. Auch die Seiten der Verbraucherzentralen sind gute Anlaufstellen, um sich zu informieren.

Sehr wichtig ist es auch, mit Kindern und Jugendlichen im Gespräch zu bleiben, wenn sie die Drohne, Spiele-App oder den Roboter aktivieren. Es ist auch sinnvoll, die internetfähigen Spiele und Smart Toys immer wieder abzuschalten, wenn diese nicht in Gebrauch sind.

 

Weitere Informationen

 

 

 

 

 

 

 

 


Bettina Goerdeler, Initiativbüro "Gutes Aufwachsen mit Medien"

Quelle: Sabine Eder, Medienpädagogign, Geschäftsführerin und Gründungsmitglied von Blickwechsel e.V. sowie erste Vorsitzende der GMK