JFF ACT ON! Short Report Nr. 10 „Ich habe einen normalen Account, einen privaten Account und einen Fake Account“

Eine Comicfigur, die ein Smartphone in der Hand hält, auf das sie zeigt.

Wie nutzen Jugendliche die Plattform Instagram? Wie bewerten sie Formate, Funktionen und Profile auf Instagram? Welche Themen sind für Heranwachsende auf Instagram relevant? Inwieweit nehmen sie Risiken auf der Plattform wahr? Welche Rolle spielt Instagram für die Meinungs- und Identitätsentwicklung von Jugendlichen? Diesen Fragen geht der aktuelle Short Report Nr. 10 „Ich habe einen normalen Account, einen privaten Account und einen Fake Account“ unter anderem nach. Er zeigt, wie junge Instagram-Nutzer:innen unter dem Blickwinkel von Teilhabe- und Schutzbedürfnissen mit der Plattform Instagram umgehen.

Dem Short Report zugrunde liegt eine Erhebung in Form von Forschungsworkshops, die zwischen Juni und August 2022 in Bayern durchgeführt wurden. Insgesamt nahmen 62 Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren an den Forschungsworkshops teil.

Nutzung von Instagram

Jugendliche nutzen Instagram vor allem, um sich mit Freund:innen und Bekannten zu vernetzen, Personen des öffentlichen Lebens – insbesondere Influencer:innen (Englisch: influence = Einfluss) zu folgen, über deren Aktivitäten auf dem Laufenden zu sein und auch selbst zu zeigen, was sie beschäftigt. Zudem nutzen die Befragten die Plattform, um ihren Themeninteressen – beispielsweise zu Freizeitbeschäftigungen, Attraktivität und Schönheit – nachzugehen.

Drei Viertel der befragten Jugendlichen nutzen Instagram regelmäßig, ein Drittel mehrmals täglich. Bei vielen beliebt ist das Story-Format, welches aufgrund seiner Kurzlebigkeit – die Inhalte sind nur 24 Stunden sichtbar – vom Druck der Perfektion entlastet, sich optimal auf der Plattform zu präsentieren. Viele schätzen zudem die Möglichkeiten, die das Story-Format bereithält: So kennen Jugendliche unterschiedliche Einstellungsoptionen, die sie nutzen, um festzulegen, für wen welche Inhalte zugänglich sind und um nachzuvollziehen, wer diese angeschaut hat.

Einige Jugendliche besitzen mehrere Accounts, um unterschiedlichen Teilhabe- und Schutzaspekten nachzugehen. Zum Beispiel nutzen die Befragten anonyme Profile, um im Schutz der Anonymität einer Person auf Instagram zu folgen, für die sie heimlich schwärmen oder damit das soziale Umfeld bestimmte Inhalte, die sie auf der Plattform teilen, nicht sehen.

Umgang mit Risiken auf der Plattform

Schutzmaßnahmen, wie das Profil auf „privat“ einstellen, Stories nur „engen Freund:innen“ zu zeigen, unerwünschte Kontakte zu blockieren sowie das Melden von Profilen, Kommentaren und Inhalten sind den meisten Befragten bekannt und werden von ihnen auch genutzt. Darüber hinaus nutzen Jugendliche kreative Strategien, um mögliche Interaktionsrisiken zu umgehen. Neben dem Einrichten mehrerer Profile zählt dazu zum Beispiel das Verdecken von Gesichtern oder die Angabe falscher Daten.

Schönheitsideale, stereotype Darstellungen und geschlechtliche Diversität

Die Themen Schönheitsideale, Geschlechterstereotype und geschlechtliche Diversität auf Instagram diskutieren die befragten Jugendlichen kontrovers. Dies betrifft Profile von Influencer:innen, aber auch ihre eigene Selbstdarstellung auf der Plattform. Die Haltungen zu geschlechtlich uneindeutigen Selbstdarstellungen reichen von wohlwollender Anerkennung bis zu rigider Ablehnung. Ungesunde Modetrends sowie die Verwendung von Foto- und Videofiltern sind umstritten, eine sexualisierte Selbstdarstellung ist in der Peergroup (Englisch peer = Gleichaltrige:r) teilweise verpönt. Aber nicht alle sehen zweifelhafte Vorbilder kritisch, vielmehr offenbaren sich hier Dilemmata und Zwänge.

Der Short-Report Nr. 10 ist im Rahmen des Projektes ACT ON! vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis entstanden. Das Projekt beschäftigt sich mit dem aktuellen Online-Handeln von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zehn und 14 Jahren.