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JIM-Studie 2022 – Jugend, Information, Medien

Eine Grafik, die digitale Medien wie eine Kamera und einen Controller zeigt, die über grafische Lininen miteinander verbunden sind.

Seit 1998 untersucht der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) in Kooperation mit dem Südwestrundfunk (SWR) mit der JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) jedes Jahr das Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen in Deutschland. Für die JIM-Studie 2022 wurden insgesamt 1200 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren in ganz Deutschland von Juni bis Juli 2022 telefonisch oder online befragt. Es zeigt sich, dass im Jahr 2022 neben dem dritten Jahr Corona-Pandemie auch der Ukraine-Krieg einen Einfluss auf den Alltag und die Mediennutzung der Befragten Einfluss genommen hat.

Medienausstattung

Die Studie verdeutlicht, dass Jugendliche mit einem breiten Medienrepertoire aufwachsen. In fast allen Familien sind Handys/Smartphones, Computer/Laptops und Fernsehgeräte vorhanden. 96 Prozent der befragten Jugendlichen besitzen ein eigenes Smartphone, 73 Prozent haben einen eigenen Computer oder Laptop und knapp über die Hälfte haben ein Fernsehgerät in ihrem Zimmer, bei der Hälfte ein Smart-TV. 61 Prozent der Jugendlichen haben eine Spielekonsole, die Hälfte besitzt ein Tablet.

Mediennutzungszeit

84 Prozent der Jugendlichen nutzen das Internet täglich in ihrer Freizeit. Mit steigendem Alter nimmt die Nutzung des Internets zu: 76 Prozent der zwölf- bis 13-Jährigen sind täglich online, bei den 18-bis 19-Jährigen sind es 89 Prozent. Während der Corona-Pandemie ist die Onlinenutzungszeit unter Jugendlichen stark angestiegen. So waren Jugendliche 2020 täglich im Schnitt 258 Minuten online. 2022 lag die durchschnittliche Onlinenutzungszeit bei 204 Minuten.

Medienbeschäftigung

Das meist genutzte Gerät ist das Smartphone (96 Prozent). Etwas mehr als drei Viertel der Befragten sehen mindestens mehrmals die Woche fern, schauen sich im Internet Videos an und spielen Onlinespiele. Die regelmäßige Nutzung von Sprachassistenten ist im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozentpunkte gestiegen: 48 Prozent nutzen diese mehrfach in der Woche. Drei Viertel der Jugendlichen nutzen regelmäßig Musik-Streamingdienste, zwei Drittel hören Podcasts.

Messengerdienste, Soziale Netzwerke und Streamingdienste

Messengerdienste und Soziale Netzwerke sind fest im Alltag von Jugendlichen etabliert. Unterhaltung und Kommunikation stehen dabei im Mittelpunkt. Der Messengerdienst WhatsApp ist für 79 Prozent der Befragten die wichtigste App. Darauf folgen Instagram (39 Prozent) sowie TikTok (24 Prozent) und YouTube (23 Prozent). Die Studie zeigt auch, dass die Bedeutung von Instagram mit zunehmenden Alter steigt, während TikTok an Bedeutung verliert.

Insgesamt nutzen 81 Prozent der Befragten regelmäßig Streamingdienste. Netflix und YouTube sind für Jugendliche relevant, um Sendungen, Serien und Filme anzuschauen: Knapp die Hälfte nutzen die Dienste regelmäßig. Im Hinblick auf YouTube wurden Jugendliche auch zu Werbung von Influencer:innen (Englisch „influence“ = Einfluss) befragt. 72 Prozent der Befragten finden es in Ordnung, wenn Influencer:innen auf YouTube ihr Geld mit Werbung verdienen. 78 Prozent denken, dass sie gut unterscheiden können, ob ihnen jemand nur etwas verkaufen will oder empfiehlt. Zwei Drittel der Jugendlichen gehen davon aus, dass Werbung bei Influencer:innen immer gekennzeichnet ist.

Digitale Spiele

Digitale Spiele sind Teil der Lebenswelt von Heranwachsenden. Rund drei Viertel der Befragten spielen regelmäßig digital. Im Vergleich zum Vorjahr spielenvier Prozent mehr (2021: 72 Prozent; 2022: 76 Prozent). Mit zunehmenden Alter nimmt das Spielen digitaler Spiele ab. Spiele auf dem Smartphone sind am weitesten verbreitet, Tabletspiele gewinnen an Beliebtheit. Jugendliche spielen nach eigenen Angaben im Durchschnitt 109 Minuten pro Tag, während eingeschränkter Freizeitmöglichkeiten lag die Durchschnittsspielzeit bei 2020 bei 121 Minuten und war somit um zwölf Minuten höher. Die beliebtesten Spiele bei Jugendlichen sind „FIFA“, „Minecraft“ und „Fortnite“.

Informationen und Nachrichten

Junge Menschen informieren sich vielfach online: über Nachrichtenwebseiten, Suchmaschinen, Soziale Netzwerke und Messenger. Die Befragten nutzen Suchmaschinen am häufigsten für die Onlinesuche nach Nachrichten zum aktuellen Tagesgeschehen. Danach folgen die Plattformen Instagram (30 Prozent) und TikTok (25 Prozent). Vor allem Instagram wird mir zunehmenden Alter häufiger verwendet, um sich über das aktuelle Tagesgeschehen zu informieren. Im Hinblick auf Nachrichtenangebote gaben 65 Prozent der Befragten an, ein starkes Vertrauen in die „Tagesschau/Tagesthemen“ zu haben; 58 Prozent haben ein starkes Vertrauen in öffentlich-rechtliche Radiosender.

Für über drei Viertel der Befragten sind der Ukraine-Krieg und der Klimawandel wichtige Themen im Jahr 2022. Knapp die Hälfte interessieren sich für die Corona-Situation und das Thema Vielfalt in der Gesellschaft. Im Hinblick auf den Ukraine-Krieg gaben 78 Prozent der Jugendlichen an, sich Sorgen um den Frieden in Europa zu machen. 73 Prozent fürchten durch den Ukraine-Krieg eine schlechtere Zukunft.

Desinformationen und Beleidigungen im Netz

56 Prozent der Befragten wurden mit Desinformationen im Netz und 48 Prozent mit beleidigenden Kommentaren konfrontiert. 43 Prozent der Jugendlichen begegneten extreme politische Ansichten und Verschwörungstheorien. Etwas mehr als ein Drittel kam in Berührung mit Hassbotschaften. Im Vergleich zu 2021 ist die Konfrontation mit Desinformationen um 14 Prozent angestiegen und die Konfrontation mit Hassbotschaften um 23 Prozent zurückgegangen. Zudem ist die Begegnung mit extremen politischen Ansichten im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent rückläufig. Ähnlich sieht die Konfrontation mit Verschwörungstheorien aus (minus acht Prozent). Je älter die Befragten sind, desto eher werden sie mit Herausforderungen wie Desinformationen, Hass, Extremismus und Beleidigungen konfrontiert, wie die Studie zeigt.

Cybergrooming

Ein Viertel der Jugendlichen gibt an, schon mal im Netz von Fremden sexuell belästigt worden zu sein, Mädchen häufiger als Jungen. Mit zunehmenden Alter und damit einhergehender Aktivität im Netz sind auch mehr Jugendliche von Cybergrooming betroffen, wie die Studie verdeutlicht.