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Spieglein Spieglein im Netz: Bin ich schön? – von Schönheitsidealen und dem Anspruch auf mehr Realität in Sozialen Netzwerken

Eine Person, die vor einem Smartphone steht, das an einer Halterung befestigt ist.

Ein scheinbar lässiger Schnappschuss, der dies bei genauerer Betrachtung aber gar nicht ist. Täglich begegnen uns Bilder in Sozialen Netzwerken - vor allem auf Instagram -, die so wirken, als seien sie spontan entstanden. Ohne viel Vorbereitung und Aufwand. Tatsächlich investieren einige Menschen aber sehr viel Zeit in Bilder, machen sich ausführliche Gedanken, welches Setting geeignet ist und wie sie sich am besten in Szene setzen. Meistens werden die Bilder auch mit Filtern und Bildbearbeitungsprogrammen bearbeitet, um ein möglichst perfektes und makelloses Bild zu zeigen.

Der Druck perfekt zu sein – Schönheitsideale in Sozialen Netzwerken

Insbesondere Kinder und Jugendliche, die sich im Erkundungsprozess der eigenen Identität befinden, orientieren sich dabei auch an Influencer:innen (Englisch „influence“ = Einfluss) aus Sozialen Netzwerken. Diese geben sich nahbar und vermitteln oft ein makelloses Bild von sich und ihrem scheinbar alltäglichen Leben. So kann bei ihren Follower:innen (Englisch „follow“ = folgen) der Eindruck entstehen, dass es nicht schwer sei, bestimmte Schönheitsideale und Körperbilder zu erreichen. Klar ist aber: Die Ideale der Social-Media-Welt sind in der Realität nicht mühelos zu erreichen. Durch Retuschieren, Filter und professionelles Posieren werden oft unrealistische Körper gezeigt.

Weniger Perfektion, mehr Realität

„BeReal“, die aus Frankreich bekannt gewordene App, ist zurzeit bei vielen beliebt. Die App präsentiert sich als Alternative zu gängigen Social-Media-Plattformen und wirbt damit, authentische Momente statt inszenierte Szenen zu begünstigen. Das Konzept ist folgendes: Nutzer:innen der App erhalten zu einem beliebigen Zeitpunkt am Tag eine Benachrichtigung, in der sie aufgefordert werden, ein Foto zu machen. Nutzer:innen haben nun zwei Minuten Zeit mit der App ein Foto aufzunehmen. Wer innerhalb der zwei Minuten kein Bild in der App hochlädt, dessen Foto wird mit dem Label „late“ (Englisch = spät) versehen. Filter und andere Bildbearbeitungsprogramme gibt es in der App nicht. Es geht darum, ungestellte und ungefilterte Momentaufnahmen aus dem Alltag zu machen, die dann mit Nutzer:innen aus aller Welt in der App geteilt werden können. Nach 24 Stunden werden die geteilten Bilder für Freund:innen bzw. Follower:innen dann unsichtbar.

Zeitdruck auf BeReal

Die beliebige Benachrichtigung mit der Aufforderung ein Foto zu machen, kann Stress bei den Nutzenden von BeReal verursachen. So kann es sein, dass der Zeitpunkt der Benachrichtigung in unpassenden Situationen, wie zum Beispiel während des gemeinsamen Familienessens oder auf der Toilette, fällt. Dann kann es passieren, dass mitunter Fotos entstehen, die eher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, aber aufgrund des Zeitdrucks doch in der App mit anderen geteilt werden.

Vorsichtig sollten Nutzende der App zudem mit der Freigabe des eigenen Standortes sein. Vor dem Absenden des ersten Fotos bittet die App darum, den Standort freizugeben, damit das Foto mit Standortdaten versehen werden kann. Hinterlegte Standorte können von allen Nutzenden der App eingesehen werden und so können Aufenthaltsorte ausfindig gemacht werden.

Was Eltern und pädagogische Fachkräfte tun können

Eltern und pädagogische Fachkräfte können junge Heranwachsende bei der Entwicklung einer eigenen Identität und eines gesunden Körperbewusstseins unterstützen. Durch das Sprechen über Bildbearbeitung und das Ausprobieren an eigenen Fotos verstehen Kinder und Jugendliche, wieso die Vorbilder im Netz so makellos erscheinen. Auch hilft es als Eltern und Erziehende die App „BeReal“ einmal selbst auszuprobieren und dann gemeinsam über Körper- und Schönheitsideale sowie die Themen Inszenierung und Realität zu sprechen und kritisch zu hinterfragen. Dies hilft Kindern und Jugendlichen den eigenen Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Um ein positives Körpergefühl zu entwickeln, hilft es zudem aufzuzeigen, dass es eine Vielfalt an Körper- und Rollenbildern gibt und nicht nur ein Ideal, wie es häufig in Sozialen Medien vermittelt wird.

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