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Doch nicht nur alles Spiel und Spaß? – Herausforderungen in Computerspielen thematisieren

Eine Person, die Kopfhörer aufhat und ein Spiel am PC spielt.

Über 34 Millionen Menschen in Deutschland spielen Videospiele. Dabei fasziniert die digitale Spielewelt vor allem Heranwachsende zwischen zwölf und 19 Jahren. Für Kinder und Jugendliche sind digitale Spiele nicht nur eine beliebte Freizeitbeschäftigung, sondern Teil ihrer täglichen Lebenswelt, denn über digitale Spiele wird auch miteinander kommuniziert und sich vernetzt. Gezockt wird an PCs und Laptops, Konsolen, Tablets oder auch Smartphones. Auch die Genres haben sich in den letzten Jahren weiter differenziert, so gibt es nicht nur die allgemein bekannten Killer- und Shooterspiele, sondern etwa auch Abenteuer- oder Strategiespiele, Autorennen und auch sogenannte Serious Games, bei denen auf spielerische Art und Weise Wissen vermittelt wird.

Digitale Spiele ermöglichen es, in spannende und kreative Welten einzutauchen, gemeinsam mit Gleichaltrigen zu spielen, neue Dinge auszuprobieren und dabei Erfolge zu erleben oder sie dienen auch einfach als Ablenkung, um dem stressigen (Schul-)Alltag zu entfliehen. Viele Eltern und pädagogische Fachkräfte können diese Faszination jedoch nicht nachvollziehen, wodurch sie Kinder und Jugendliche in ihrem Spielealltag nicht hinreichend begleiten können. Eine pädagogische und erzieherische Begleitung ist jedoch gerade im Gamingbereich essentiell, denn die Gamingwelt bringt neben Spiel und Spaß auch Herausforderungen und Risiken mit sich. Die digitalen Spieleräume sind häufig unzureichend kontrolliert und moderiert. So kann Kindern und Jugendlichen in digitalen Spielen Gewalt begegnen, aber auch weitere Interaktionsrisiken und jugendgefährdende Inhalte wie Extremismus, Cybergrooming oder In-App-Käufe sollten gemeinsam thematisiert werden.

Gewaltdarstellung in Computerspielen beurteilen

Bei vielen Computerspielen steht Gewalt im Mittelpunkt, etwa indem gegnerische Spieler:innen getötet werden müssen, um zu gewinnen. Dabei haben die Games mittlerweile einen hohen Realitätsgrad erreicht, sowohl inhaltlich, als auch grafisch. Dies kann angsteinflößend und verstörend wirken. Welchen Einfluss Bilder von Gewaltdarstellungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben, ist komplex. Recht eindeutig belegt ist jedoch, dass kein direkter kausaler Zusammenhang besteht zwischen dem Spielen von Shooterspielen und einer herabgesetzten Gewaltbereitschaft im realen Leben. Dennoch ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche sich an die Altersvorgaben halten, die jedoch nicht immer von den Anbietern ausreichend ausgewiesen werden. Die Broschüre „Digitale Spiele – Pädagogisch beurteilt“ dient Eltern und pädagogischen Fachkräften als Orientierungshilfe.

Für extremistische Inhalte sensibilisieren

Der Gaming-Bereich wird zunehmend von Extremist:innen genutzt, die darüber an die Lebenswelten junger Menschen anknüpfen, eine jugendgerechte Ansprache nutzen und sich auch an der Ästhetik der Spiele orientieren. Innerhalb der Gaming-Community können so menschenverachtende Inhalte und Verschwörungserzählungen verbreitet werden. Dies geschieht etwa durch Provokation oder durch vermeintlich schwarzen Humor. Diskriminierende „Witze“ dienen so zur Verharmlosung und Normalisierung extremistischer Inhalte. Sprechen Sie mit Jugendlichen über das Thema und sensibilisieren Sie dafür, dass es umso wichtiger ist, eine demokratische Grundhaltung einzunehmen und solche Witze nicht zu verharmlosen oder unkommentiert zu akzeptieren.

Cybergrooming vorbeugen

Durch In-Game-Chats oder andere Plattformen wie Discord oder TeamSpeak können sich Gamer:innen vernetzen und miteinander interagieren. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass manche sich hinter einer virtuellen Identität verbergen und sich durch ihren Avatar (= Grafikfigur) als eine andere Person ausgeben. Die Anonymität kann dazu führen, dass Kinder und Jugendliche im Internet sexuell belästigt und missbraucht werden, indem sich durch eine meist wesentlich ältere Person stufenweise das Vertrauen erschlichen wird. Wichtig ist es, insbesondere für die Anonymität im Internet zu sensibilisieren und die Grundregel festzulegen, dass Kinder und Jugendliche sich niemals unbegleitet mit Fremden treffen sollten. Versuchen Sie zudem immer ein offenes Ohr für die Probleme der Heranwachsenden zu haben und an der eigenen Vertrauensbeziehung zu arbeiten.

In-App-Käufe thematisieren

Eine weitere Herausforderung können In-App-Käufe sein. Unter In-App-Käufen versteht man Einkäufe, die innerhalb einer App bezahlt werden. So scheinen Games auf den ersten Blick kostenlos, jedoch werden Premium-Funktionen und Verbesserungen im Spiel nur gegen Bezahlung freigeschaltet. Sie können mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam reflektieren, ob dies wirklich notwendig ist und gegebenenfalls ein Taschengeldkontingent festlegen, welches monatlich dafür ausgegeben werden darf.

Aufklärung und pädagogische Begleitung als zentrale Aufgabe

Für alle beschriebenen Risiken ist es zentral, diese durch eine vertrauensvolle Begleitung zu Eltern und pädagogischen Fachkräfte zu minimieren. Ziel sollte nie das Verbot von Gaming sein, sondern Kinder und Jugendliche zu einer sicheren Teilhabe zu befähigen. Für Eltern und pädagogische Fachkräfte ist es nicht immer leicht zu beurteilen, welche Spiele und Plattformen altersgerecht sind – das Angebot ist vielfältig und sie haben häufig nur wenig eigene Erfahrungen mit Gaming. Umso wichtiger ist es, ein aufrichtiges Interesse an der Spielewelt der Heranwachsenden zu zeigen. Im Zweifelsfall spielen Sie doch einfach mal mit und lassen sich zeigen, worum es in den digitalen Spielen geht. Treten sie in den kommunikativen Austausch und stehen jederzeit als Ansprechperson zur Verfügung, sodass Kinder und Jugendliche mit Ihnen über ihre Spieleerlebnisse reden können und diese besser einordnen können. Das kann auch dabei helfen, etwaige Gefahren frühzeitig zu erkennen, entsprechend zu handeln und nach zu Hilfe fragen.

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