• Praxisbeispiel

Einfach selbst dein Leben „Influencen!“ - die Kreativhelden machen es möglich

Projekt Kreativhelden des jfc Köln

Hat der Lieblingsstar wieder ein neues Video gepostet? Influencer*innen spielen eine große Rolle im Leben von Kindern und Jugendlichen, sind jedoch teilweise fragwürdige Vorbilder. Wie kann man Heranwachsende dabei unterstützen, dies kritisch zu hinterfragen und ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln?

„Ich will YouTuber*in werden!“ Das ist der Wunsch vieler Kinder und Jugendlichen. „Die Kreativhelden“ des jfc Medienzentrum e.V. in Köln setzt bei diesem Wunsch an und lädt Jugendliche ab 14 Jahren ein, eigene Videos zu produzieren und die dazugehörende Technik zu erlernen. Dabei können die Teilnehmenden ihre Interessen herausfinden, sich mit ihren Werte auseinandersetzen und kreativ ausdrücken. Für die Kreativhelden stehen Persönlichkeitsentwicklung und Ausleben der Kreativität im Fokus. Gleichzeitig nehmen sie ihre Vorbilder im Netz mal ganz genau unter die Lupe.

Kamera, Action! Das erste Mal im Rampenlicht

„Junge Menschen wollen ihre kreative Seite zeigen. Dafür braucht es aber Hintergrundwissen, auch über Social Media. Das wollten wir pädagogisch betreuen,“ beschreibt Henrike Boy, Mitarbeiterin des jfc, die Idee der Kreativhelden. Als Einstieg bietet es sich an, mit den Teilnehmenden vor einer professionellen Videokulisse zu drehen. Hier stehen sie meist das erste Mal im Rampenlicht oder hinter der Kamera. Dabei ist es wichtig, die Erfahrungen der Jugendlichen zu thematisieren: Wie fühlt sich das an? Ist es unangenehm oder macht es Spaß? Was bedeutet es, so im Mittelpunkt zu stehen?

Parodieren und diskutieren: Mögliche Gesprächsanlässe

Um die eigene Filterblase zu verlassen und Inspiration zu finden, können die Teilnehmenden ihre Lieblings-Stars vorstellen und nach spannenden, ungewöhnlichen Künstlern online recherchieren. Vom Schmink-Tutorial bis zur Sketch-Show eignet sich alles auch zum Parodieren. Dabei untersuchen sie die Machart, Inhalte und die Wirkung - und haben zudem ziemlich viel Spaß.

Fragwürdige Rollenbilder, die Jagd nach den meisten Likes oder die Kommerzialisierung in Sozialen Medien sind wichtige Themen. Um mit den Jugendlichen darüber ins Gespräch zu kommen, eignet sich die soziometrische Methode. Dabei werden der Gruppe kontroverse Fragen zur YouTube-Welt gestellt, beispielsweise „Wie schätzt Du den Einfluss von Instagrammer*innen auf deine Vorstellung von Schönheit ein?“ Im Raum ist mit Kreppband eine lange Linie mit den Enden „Stimme zu“ und „Stimme nicht zu“ ausgelegt. Die Teilnehmenden können sich nun auf dieser Linie einordnen und sehen, wo die Anderen stehen. Überrascht es sie, wo sie sich einordnen?

 

Eine weiteres, digitales Werkzeug ist das interaktive Quiztool „Kahoot Quiz“. Hier können die Jugendlichen per Handy über die Fragen abstimmen. Auch andere Fragen zur Wissenserweiterung und zur Überprüfungen von Haltungen können hier gestellt werden.

Einige Teilnehmende sind bereits auf den kreativen Geschmack gekommen: Aus den Workshops haben sich zwei offene Gruppen gebildet, Kreativfunk und Spotlight. Die Gruppe Kreativfunk erstellt Podcasts zu verschiedenen Themen, die auf YouTube zu hören sind. Hinter Spotlight verbirgt sich eine englischsprachige Gruppe. Anstatt YouTube Stars anzuhimmeln setzen die Jugendlichen reflektiert und im steten Austausch die eigenen Themen um: echte Kreativhelden eben.

 

Gut zu wissen:

  • Lust auf #kreativsein & #heldsein? An den Workshops interessierte Einrichtungen in NRW, wie zum Beispiel Jugendzentren, können sich beim jfc Medienzentrum e.V. melden
  • Zwischen Bewunderung und Kritik: Der neue Act On! Short Report untersucht das Verhältnis von Kindern zu YouTube-Stars
  • Ich poste, doch wer bin ich? Dieser Artikel setzt sich mit der Selbstdarstellung von Jugendlichen im Netz auseinander

Caroline Walke ,Initiativbüro