• Praxisbeispiel

Hey, schau mal, was die geschrieben haben!

Die Drei Siebe des Sokrates

Kettenbriefe, Grußbildchen, Artikel, Videos oder Links. Einfach und schnell lassen sich digitale „Informationen“ kopieren und weiterleiten. Egal, ob deren Inhalte jemanden interessieren, korrekt oder es unbedeutende Neuigkeiten sind, vieles wird unhinterfragt weiterverbreitet. Besonders mit WhatsApp, bei Facebook und Instagram werden gerne Informationen geteilt.

Fachkräfte, die im Alltag mit jungen Menschen in Kontakt sind, erfahren häufig in Gesprächen von deren Erfahrungen und Erlebnissen mit Kommunikations-Apps und Social Media-Kanälen. Manchmal erstaunen, manchmal erschüttern diese Berichte.

Wie man mit Kindern und Jugendlichen über die problematische Kommunikation in Sozialen Medien ins Gespräch kommt, zeigt Ihnen diese Anleitung.

 

Mit Jugendlichen ins Gespräch kommen

 

Natürlich kann man als Fachkraft mahnen, appellieren und eine richtige sowie gute Kommunikation einfordern. Bloß was heißt das eigentlich, eine gute Kommunikation?

Sinnvoll ist es hier einen Gesprächsanlass zu schaffen und dadurch eine Reflektion bei den Kindern und Jugendlichen über das eigene Handeln anzustoßen. Das Ziel ist ein gemeinsames Nachdenken und ein mögliches Aushandeln von Verabredungen über Kommunikationsarten. Mögliche Verabredungen können in Klassenregeln, Hausordnung (Jugendzentrum, Heim) oder Familienregeln aufgenommen werden. Eine hilfreiche und partizipative Methode für die gemeinsame Erarbeitung guter Kommunikation, ist die Geschichte der „Drei Siebe“.

 

Die Geschichte der „Drei Siebe“

 

Die Geschichte Die drei Siebe des Sokrates (pdf 0,03MB) eignet sich gut, um die Kinder und Jugendlichen emotional zu erreichen. Diese kann spontan vorgelesen, frei erzählt und ebenso in einem Workshop, Fachtag oder Unterrichtstunde eingebaut werden.

Ein möglicher Start wäre die Teilnehmenden nach ihren Erfahrungen in der Kommunikation über digitale Kanäle zu fragen. Hilfreich ist beispielsweise, den Heranwachsenden zu raten, ihre Erfahrung mit folgendem einleitenden Satz zu verpacken: „ich habe mal mit bekommen, dass…“ Auf diesem Wege brauchen die Teilnehmenden nicht direkt über ihre eigenen Erfahrungen berichten.

 

Die Geschichte in den Alltag der jungen Menschen holen

 

Nach dem Vorlesen der Geschichte können sich die Zuhörenden spontan äußern. Indem man gezielt Nachfragen zu den Gefühlen der verschiedenen Rollen stellt (Sender, Empfänger, die Person, über die evtl. geschrieben wird), wird Mitgefühl erzeugt und über andere Lösungen nachgedacht.

 

Fragen zum eigenen Lebensweltbezug könnten beispielsweise wie folgt lauten:

 

  • Kennst du eine Situation, wo du auch mal was weitergeleitet hast, was eigentlich nicht so gut war?
  • Wenn du die drei Fragen auf deine geschilderte Situation beziehst, was kannst du beim nächsten Mal der anderen Person als Antwort schreiben?
  • Ist es euch auch schon mal passiert, dass in einem Klassenchat / Freundechat die Unwahrheit stand, aber alle es weitergeleitet haben?
  • Woran kannst du denn erkennen, ob die Information wahr ist? … und jetzt?

 

Schön wäre es, wenn gemeinsame Verabredungen für die zukünftige Kommunikation in der Freundes- oder Klassengruppe oder sogar als Ergänzung von Klassenregeln oder Hausordnungen festgehalten werden.

Kommen gemeinsame Verabredungen nicht zu Stande, ist es auch kein „Problem“, da Kommunikation individuell und unterschiedlich ist. Was für eine Person wichtig erscheinen mag, muss nicht für eine Andere gelten. Ferner wirkt die Geschichte in den Köpfen weiter und ein späteres niedrigschwelliges Ansprechen kann die Idee der Geschichte weiter verfestigen.

Darüber hinaus sind weitergehende Gespräche unter vielen anderen über Meinungsfreiheit, Informationspflicht, gute Kommunikation und die Wichtigkeit von Tratsch und Klatsch für eine Gesellschaft möglich.

 

Weitere Informationen

 


Markus Gerstmann, Medienpädagoge und Leiter des ServiceBureau Jugendinformation Bremen im Auftrag des Initiativbüros