JIM-Studie 2020 - Jugend, Information, Medien

Ansicht: Cover JIM-Studie 2020

Das Jahr 2020 ist geprägt von der Corona-Pandemie. Dies spiegelt sich im Alltag von Jugendlichen wider, da viele Freizeitbeschäftigungen nicht oder nur eingeschränkt möglich sind und der Schulunterricht zum Teil digital stattfindet. Welche Auswirkungen die Pandemie auch auf das Mediennutzungsverhalten Jugendlicher hat, zeigt die JIM-Studie 2020, die nun veröffentlicht wurde.

Die JIM-Studienreihe wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest seit 1998 jährlich mit dem Südwestrundfunk durchgeführt. Die repräsentative Studie untersucht das Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen in Deutschland. Für die aktuelle JIM-Studie wurden 1.200 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren von Juni bis Juli 2020 telefonisch oder online zu Mediennutzung, Medienbesitz und Medienumgang befragt. Auch der Medieneinsatz in der Schule unter den Voraussetzungen der Corona-Pandemie sind Teil der JIM-Studie 2020.

Medienausstattung

Ein Großteil der befragten Jugendlichen wächst in Haushalten mit einer breiten Ausstattung an Mediengeräten auf. So sind Smartphones, Laptops und Computer sowie ein WLAN-Anschluss in fast allen Haushalten vorhanden. Im Vergleich zum Jahr 2019 ist vor allem ein starker Anstieg im Bereich der Video-Streaming-Dienste (+11 Prozentpunkte), Musik-Streaming-Dienste (+8 Prozentpunkte), Tablets (+10 Prozentpunkte), Wearables (=kleine, tragebare Computersysteme, +12 Prozentpunkte), Streaming-Boxes/Sticks (+11 Prozentpunkte) und Smart-Speaker (+10 Prozentpunkte) zu beobachten.

Bei Jugendlichen selbst stieg der persönliche Besitz eines Computers oder Laptops von 65 Prozent aus dem Jahr 2019 auf 72 Prozent im Jahr 2020 an. Das Smartphone gehört für den Großteil der Jugendlichen zur technischen Grundausstattung: 94 Prozent der Jugendlichen gaben an, im Besitz eines eigenen Geräts zu sein. Jede*r dritte Jugendliche besitzt einen eigenen Fernseher mit Internetzugang. Zwei von fünf Jugendlichen besitzen tragbare und feste Spielekonsolen, Radiogeräte und Tablets. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der persönliche Besitz eines Tablets um 13 Prozentpunkte auf 38 Prozent im Jahr 2020 an. Auch 11 Prozentpunkte höher als im Vorjahr ist die persönliche Ausstattung mit Wearables.

Mediennutzung

Die tägliche Internetnutzungsdauer erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 53 Minuten. So gaben die befragten Jugendlichen im Jahr 2019 an, durchschnittlich 205 Minuten täglich online zu sein, im Jahr 2020 sind es im Schnitt 258 Minuten, die die Jugendlichen online verbringen. Der Anstieg ist, wie es scheint, auf die veränderte Situation der Corona-Pandemie zurückzuführen.

Der größte Anteil der Onlinenutzung, rund ein Drittel, fällt auf den Bereich Unterhaltung (Musik, Videos, Bilder). Danach folgen die Bereiche Spiele (28 Prozent) und Kommunikation (27 Prozent). 11 Prozent entfallen auf den Bereich der Informationssuche im Internet. Im Vergleich zu den Vorjahren fällt auf, dass der Anteil im Bereich Unterhaltung an Bedeutung gewonnen und der Anteil im Bereich Kommunikation abgenommen hat. Dies wird auch in der Nutzung von Streaming-Diensten sichtbar. 87 Prozent der Jugendlichen sehen regelmäßig Videos auf Streaming-Plattformen. Im Jahr 2019 waren es 74 Prozent. Netflix und YouTube sind dabei die beliebtesten Plattformen.

In den Bereichen der Kommunikation und Unterhaltung nehmen vor allem Social-Media-Dienste und Messenger-Dienste einen hohen Stellenwert bei Jugendlichen ein. WhatsApp bleibt auch 2020 der bedeutendste Online-Dienst zur Kommunikation. 94 Prozent der Befragten nutzen den Dienst mindestens mehrmals die Woche, um sich mit anderen auszutauschen. 87 Prozent der Jugendlichen haben eine WhatsApp-Gruppe mit ihrer Klasse. Auch Instagram wird von Jugendlichen gerne genutzt. 72 Prozent nutzen die Plattform mindestens mehrmals die Woche, im Jahr 2019 waren es 64 Prozent. Deutlich angestiegen ist auch der Anteil derjenigen, die die App TikTok nutzen: Waren es im Jahr noch 14 Prozent der Befragten, sind es im Jahr 2020 schon 33 Prozent. Vor allem bei jüngeren Nutzer*innen ist die App beliebt. Auch bei Snapchat, Pinterest und Twitter lassen sich gegenüber dem Vorjahr Steigerungen im Hinblick auf die Nutzung erkennen.

Für einen Großteil der Jugendlichen gehören auch digitale Spiele zu ihrem Alltag dazu. 68 Prozent der Befragten spielen regelmäßig. An erster Stelle stehen Spiele, die auf dem Smartphone gespielt werden. Danach folgen Konsolen- und Computerspiele. Am wenigsten verbreitet sind Tabletspiele. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von digitalen Spielen ist 2020 um 40 Minuten auf 121 Minuten gestiegen. Dabei zeigen sich auch deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Jungs spielen mit durchschnittlich 159 Minuten fast doppelt so lange wie Mädchen mit 81 Minuten.

Lernen und Corona

Bereits im Frühjahr wurde die JIMplus Corona Zusatzstudie veröffentlicht, die das Lernen unter der Corona-Pandemie beleuchtet. Die jetzt veröffentlichte JIM-Studie zeigt ähnliche Ergebnisse. 69 Prozent der befragten Jugendlichen gab an, neben Präsenzphasen in der Schule auch zu Hause zu lernen. 16 Prozent gaben an, ausschließlich zu Hause zu lernen, für 12 Prozent der Befragten findet der Unterricht ausschließlich in der Schule statt. 57 Prozent der Schüler*innen erhalten Unterrichtsmaterialien und Aufgaben per Mail, 55 Prozent nutzen eine Schulcloud oder eigene Online-Plattform der Schule. Insgesamt bewerteten die Befragten das Online-Lernen mit einer Note zwischen „gut“ und „befriedigend“.