• Meldung aus der Initiative

jugendschutz.net Report: „Influencing und Verschwörungspropaganda“

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Influencer:innen (engl. influence = Einfluss) verdienen auf Social Media Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube Geld, indem sie eingebettet in Einblicke in ihren privaten Alltag und mit wenig Distanz zu ihrer Zielgruppe, für Produkte oder Dienste werben – dabei oftmals mit unzureichender Transparenz. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen spielen Influencer:innen im Medienalltag eine wichtige Rolle als scheinbar nahbare, authentische Idole, die sich wie gute Freund:innen geben, ihre Fans direkt ansprechen und mit diesen interagieren. Solche Strategien werden jedoch nicht nur zur Einflussnahme auf das Kaufverhalten der jungen Zielgruppen genutzt, sondern auch zur politischen Einflussnahme, um demokratiefeindliche Statements und verschwörungsideologische Weltbilder zu verbreiten. Inhaltlich werden dafür zumeist aktuelle gesellschaftliche oder politische Themen aufgegriffen und unter menschenverachtender, sexistischer und/oder antisemitischer Haltung propagandistisch umgedeutet. Solche „Verschwörungsinfluencer:innen“ finanzieren sich vor allem über Spendenaufrufe, Bezahlabonnements wie etwa für Audio-Podcasts, den Verkauf eigener Publikationen oder Werbeartikel.

Für den Report „Influencing und Verschwörungspropaganda“ untersuchte jugendschutz.net gezielt Profile von reichweitenstarken, szenebekannten Verschwörungsinfluencer:innen, sowohl auf großen, bei Kindern und Jugendlichen beliebten Plattformen, als auch bei Diensten wie Telegram oder Gettr, die als Ausweichplattformen genutzt werden, wenn populäre Anbieter Profile aufgrund von Regelverstößen sperren. Oft auf mehreren Plattformen gleichzeitig werden von den Influencer:innen verschiedenste Formate von kurzen Texten oder Filmclips über Live-Videos bis hin zu mehr als einstündigen Podcasts eingesetzt. Aufmerksamkeitsgenerierende Sharepics (Bilder, die zum Teilen anregen) erhöhen die Reichweite ebenso, wie die schiere Menge an gesendeten Statements und der gezielte Einsatz von Formaten, die zur Stärkung eines Gemeinschaftsgefühls beitragen. Um anschlussfähig für junge Zielgruppen zu sein, wird ideologische Propaganda von solchen Akteur:innen zum einen scheinbar beiläufig neben Beiträgen platziert, mit denen sich Kinder und Jugendliche identifizieren können (bspw. Sport, Treffen mit Freund:innen oder Konzerte), was extremistisches Gedankengut unverfänglicher und „normaler“ erscheinen lässt. Zum anderen werden Verschwörungserzählungen oft nur subtil angedeutet, statt konkreten Anschuldigungen werden vage Formulierungen oder suggestive Fragen eingesetzt. Besonders ein solches Infragestellen ist für Jugendliche anschlussfähig, die sich entwicklungstypisch in einer Phase der Abgrenzung von Autoritäten und geltenden Sichtweisen befinden. Das konkrete Aussprechen uncodierter Botschaften wird oftmals auch den Follower:innen in Kommentaren oder beim Teilen der ursprünglichen Beiträge überlassen. Somit bewegen sich Verschwörungsinfluencer:innen häufig in einer rechtlichen Grauzone, da die konkret geäußerten Inhalte unterhalb der Verstoßgrenze des Jugendmedienschutzes oder einer strafrechtlichen Relevanz liegen und sich oftmals nur schwer von legitimen Meinungsäußerungen abgrenzen lassen. Kinder und Jugendliche brauchen daher Unterstützung dabei, für die gesellschaftlichen Gefahren antidemokratischer Propaganda sensibilisiert zu sein und Verschwörungserzählungen identifizieren zu können indem sie befähigt werden, mediale Beiträge kritisch zu analysieren und zu wissen, woran vertrauenswürdige Informationen zu erkennen sind. jugendschutz.net nennt als nützliche Ressourcen u.a. die Website Mimikama, die sich vor allem mit der Aufdeckung von Falschmeldungen auseinandersetzt, oder den interaktiven Lernraum „Wiebkes wirre Welt“, der Kindern und Jugendlichen die Funktionsweise von Verschwörungserzählungen interaktiv nahebringt.

Weitere Informationen:

In unserer Online-Konferenz: Faszination Fake haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie man Verschwörungserzählungen in der medienpädagogischen Praxis thematisieren kann, um Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren.