• Interview

Kummer und Sorgen im Netz? Wo sich Jugendliche Hilfe suchen können

Ansicht: Logo von jugend.support

Was tun, wenn ich im Netz mit beleidigenden und negativen Kommentaren gemobbt werde? Was tun, wenn jemand gegen meinen Willen Bilder von mir im Internet veröffentlicht? Was tun, wenn ich im Netz sexuell belästigt werde? Dann ist es sehr wichtig, sich Hilfe zu suchen. Neben Freund*innen, Vertrauenslehrer*innen, Eltern können dies auch Beratungs- und Hilfestellen sein. Eine erste Anlaufstelle zur schnellen Hilfe bei stressigen Situationen im Netz ist jugend.support, die sich an Kinder ab 12 Jahren richtet. Auch Eltern und Pädagog*innen können sich auf der Webseite von jugend.support zu verschiedenen Themen im Netz informieren. Wir sprachen mit Michaela Brauburger, die bei jugend.support als Referentin arbeitet.

Was ist jugend.support?

jugend.support ist ein Onlineportal, dass Rat und Hilfe bei Stress im Netz vermittelt. Die Seite bietet Hintergrundinformationen, Tipps zur Selbsthilfe und Links zu weiterführenden Informationen zu insgesamt 21 verschiedenen Themen, mit denen Kinder und Jugendliche im Netz konfrontiert werden können. Das kann zum Beispiel das Thema „Rechte am eigenen Bild“ sein oder das Thema „Mobbing und Belästigung im Netz“. Zudem vermittelt jugend.support an professionelle Beratungsstellen, die vertraulich und kostenlos helfen können. Auch finden Jugendliche Informationen zu Internetbeschwerdestellen, bei denen sie Probleme und Inhalte melden können. Wer gar nicht mehr weiter weiß, findet in der Rubrik „Notfall“, die es bei jedem Thema gibt, Informationen zu entsprechenden Ansprechpartner*innen.

Wie funktioniert schnelle Hilfe im Netz?

Für schnelle Hilfe bei Stress im Netz ist es wichtig zu wissen, an wen man sich wenden kann. Sucht man mit einer Suchmaschine nach Informationen und Anlaufstellen, erhält man unzählige Suchergebnisse, die man erstmal sortieren muss. jugend.support hingegen dient als übergeordneter Verteilerkreis, der über verschiedene Hilfsangebote Jugendlichen Hilfe bieten möchte. Dazu zählen im ersten Schritt Tipps und Informationen zur Selbsthilfe, die Heranwachsende auf der Webseite von jugend.support finden. In einem zweiten Schritt finden sie Beratungsstellen, wie zum Beispiel die Nummer gegen Kummer oder JUUPORT, an die sie sich mit ihrem jeweiligen Problem wenden können. Zudem gehört zu einer schnellen Hilfe im Netz zu wissen, wo beleidigende oder gar hetzerische Inhalte gemeldet werden können. Jugendliche finden daher auf unserer Seite ein Onlineformular, mit dem sie eine Nachricht an die entsprechenden Beschwerdestellen wie jugendschutz.net, eco - Verband der Internetwirtschaft e.V. und FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia) senden können.

Was mache ich als Heranwachsende*r, wenn ich im Netz sexuell belästigt werde? Wo kann ich mir Hilfe holen und an wen kann ich mich wenden?

Sexuelle Belästigung ist ein weit verbreitetes Phänomen. Die unerwünschte Zusendung von Dick Pics (englisch= Penisbild) oder pornografischem Material gehört dazu, die Erpressung mit oder die nicht einvernehmliche Verbreitung von privat geteilten Nacktbildern sowie die Anmache in Chats, Messengern und Onlinespielen. Wichtig ist, dass Betroffene wissen, dass das, was ihnen passiert, nicht in Ordnung ist und dass es gut ist, wenn sie sich Hilfe suchen, um richtig reagieren zu können. Bei Straftatbeständen kann eine Anzeige die richtige Maßnahme sein. Wird Bild- oder Filmmaterial online verbreitet, sollte man in der Lage sein, Beweise zu sichern und den*die Urheber*in direkt zu melden und zu blockieren. In manchen Fällen ist die Meldung bei den Beschwerdehotlines der richtige Schritt. Zudem ist es gut, wenn es eine Vertrauensperson in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis oder im schulischen Umfeld gibt, die Betroffene unterstützen können gegen die Belästigung vorzugehen.

Auf unserer Themenseite „sexuell belästigt werden“, findet man eine Liste mit anerkannten Beratungsstellen: Nummer gegen Kummer, JUUPORT, bke-Jugendberatung, safe-me-online, JugendNotmail und TelefonSeelsorge. Darüber hinaus verweisen wir auf spezialisierte Beratungsstellen, die neben der Onlineberatung persönliche Beratung vor Ort vermitteln, wenn dies gewünscht ist. Zu diesen zählen das „Hilfeportal sexueller Missbrauch“ - ein Angebot des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, die Initiative Trau dich der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland (bff) sowie der Verein Wildwasser e.V.

Wie kann jugend.support in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, wie zum Beispiel im Jugendclub genutzt werden?

Pädagogische Fachkräfte im außerschulischen Bereich haben oft einen guten Einblick in die Mediennutzung der Jugendlichen. Auch die daraus resultierenden Probleme lassen sich in diesem Umfeld gut beobachten. Manchmal wird man als Vertrauensperson konkret um Rat und Hilfe gebeten. Dann können Sie als Fachkraft auf jugend.support als Hilfe- und Anlaufstelle verweisen oder zusammen mit den Heranwachsenden die entsprechenden Themenseiten anschauen und die nächsten Schritte planen. Zudem kann jugend.support auch in der präventiven Jugendarbeit genutzt werden. Denkbar sind zum Beispiel Rechercheaufträge zur sicheren Mediennutzung oder zum respektvollen Umgang im Netz miteinander und die anschließende Erstellung von entsprechenden Regeln, Texten oder Plakaten.

Wie kann jugend.support im schulischen Bereich genutzt werden?

Der präventive Ansatz gilt natürlich auch für Schulen: Die Inhalte von jugend.support können als Ausgangspunkt für Referate, Klassenregeln oder Tipps zur sicheren Mediennutzung und Empfehlungen für gute Anlaufstellen genutzt werden. Auch für die Themenfindung und Ausgestaltung von Projekttagen kann man sich durch die Hilfestellung von jugend.support inspirieren lassen. Besonders gut passt hier der jährliche im Februar stattfindende Safer Internet Day, der allen Interessierten, die sich für mehr Onlinesicherheit und ein besseres Internet für Kinder und Jugendliche engagieren möchten, eine Plattform bietet.

Für die Schulsozialarbeit und Peer-to-Peer-Projekte, zum Beispiel Medienscouts NRW, ist jugend.support eine verlässliche Quelle für Informationen und Tipps zur Selbsthilfe und passenden Beratungsstellen. Sowohl für Schulen als auch für Jugendeinrichtungen stehen auf unserer Seite „Mitmachen“ Materialien zur Verfügung, mit denen Jugendliche auf jugend.support aufmerksam gemacht werden können. Postkarten und Poster für die Räume, der jugend.support Trailer, Logos und Bilddateien für die Verlinkung auf Webseiten und Social-Media-Kanälen oder auch Folien für digitale Infoboards. Und apropos Social-Media-Kanäle: jugend.support findet man bei Instagram und Facebook; schauen Sie gerne mal dort vorbei.

Weitere Informationen:

  • Die Nummer gegen Kummer berät Eltern, Erziehungsverantwortliche, Kinder und Jugendliche bei Sorgen und Problemen und bietet Rat, Hilfe und Unterstützung in kritischen Situationen an.
  • Informationen rund um das Thema Jugendliche lernen von Jugendlichen geben auch die Digitalen Helden, die jugendliche Schüler*innen zu Mentor*innen in der digitalen Welt ausbilden.
  • Informationen für Eltern bei Fragen rund um das Thema Medienerziehung bietet Schau Hin! Dort können sich Eltern zum Beispiel auch zum Thema sexuelle Belästigung im Netz informieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Bettina Goerdeler, Initiativbüro "Gutes Aufwachsen mit Medien"