• Praxisbeispiel

Let’s play - Computerspiele selbst kommentieren und Medienkompetenz stärken

Jugendlich und digitale Spiele

Computerspiele sind unter Heranwachsenden sehr beliebt. Um Tipps für knifflige Aufgaben im Spielverlauf zu erhalten und somit schneller die nächste Runde zu erreichen, hat sich das Videoformat „Let’s Play“ etabliert. Auf Videokanälen, wie YouTube oder Twitch erklären Spielerinnen und Spieler verständlich, gespickt mit tagesaktuellen Themen, aber auch witzig und unterhaltsam Computerspiele. Wie das interessante Format von Kindern und Jugendlichen selbst produziert werden kann, zeigt die Medienpädagogin Vera Marie Rodewald in der ComputerSpielSchule Hamburg im Workshop „Let’s Play Studio“.

 

Erfahren, wie ein Let’s-Play-Video erstellt wird

 

Ziel des Workshops ist, Let’s-Play-Videos zu analysieren und zu kommentieren, aber auch Regeln der Moderation zu erlernen und in einem handlungsorientierten Rahmen das eigene Medienverhalten zu hinterfragen. „Um den Teilnehmenden die einzelnen Schritte der Herstellung eines Let’s- Play-Videos zu vermitteln, steigen wir im Workshop zunächst mit einer einfachen Aufgabe ein: In 140 Zeichen sollen sie ein Computerspiel beschreiben“, berichtet Vera Marie Rodewald. Die Teilnehmenden lernen außerdem den rechtlichen Rahmen zur Erstellung eines Let’s-Play-Videos kennen und thematisieren, welche personenbezogenen Daten sie von sich selbst beim Kommentieren preisgeben.

 

Computerspiele analysieren, beschreiben und bewerten

 

Um einen Workshop durchzuführen, bietet sich eine gesamte Ferienwoche an. Die Spielauswahl sollte die Workshop-Leitung übernehmen und dabei auf eine gute Mischung der Spielarten achten. Die Hamburger Gruppe besteht aus 16 Jugendlichen. Zu den Arbeitsschritten gehören eine Einführung in Moderationsmethoden, Analyse und Bewertung von Computerspielen und Let’s Play Videos von den YouTubern wie Gronkh oder PietSmiet. Für die Herstellung eines Videos arbeiten jeweils zwei Jugendliche an einem Laptop. Nachdem Sie eine Testversion aufgenommen haben, stellen sie diese den anderen Teilnehmenden vor und diskutieren Verbesserungsmöglichkeiten. Am Abschlusstag werden die Ergebnisse (Let’s Play SimCity und Deponia) den Eltern präsentiert und die Gelegenheit genutzt, gemeinsam zu digitalen Spielen ins Gespräch zu kommen.

 

Da das Alter der Teilnehmenden bei elf Jahren begann, wurden nur Spiele mit USK 6 ausgesucht. Auffällig ist, dass nur Jungen am Workshop-Format interessiert waren. Für sie ist Computerspielen eher Bestandteil ihrer Freizeitbeschäftigung als für Mädchen (JIM-Studie 2016, Seite 44 ).

 

Vera Marie Rodewald berichtet von den Reaktionen und Lernerfahrungen der Teilnehmenden: „Die Jugendlichen sind immer überrascht, wie schwer es ist, Spielen und Beschreiben zu koordinieren. Auch die Tatsache, dass eine Karriere als YouTuber inzwischen weniger erfolgreich ist, als noch vor einigen Jahren, überrascht sie.“.

 

Die Technik gut vorbereiten

 

Es sollte ausreichend Zeit für die Vorbereitung der Technik eingeplant werden. Geeignete Laptops sollten bereitstehen, auf denen die Spiele, aber auch die Aufnahme- (z.B. Open Broadcaster, Loilo) und Schnittsoftware (z.B. Movie Maker, iMovie) funktionieren. Für die Rechercherarbeit ist eine Internetverbindung nötig. Um die Kommentare aufzuzeichnen, braucht es Kopfhörer mit Mikrofon und um die Spiele oder die Teilergebnisse der gesamten Workshop-Gruppe zugänglich zu machen, eignet sich ein Beamer.

 

Tipps

 

Die durchführende Fachkraft sollte Grundkenntnisse darin haben, ein Spiel oder Kopfhörer/ Mikrofon am Computer einzurichten. Grundsätzlich sollte die Einrichtung der Technik aber nicht abschrecken. Die Urheberrechte der Spielehersteller sollten berücksichtigt werden. Insofern die Videos veröffentlicht werden, braucht man eine Einverständniserklärung der Eltern. Für alle Interessierten ist die ComputerSpielSchule Hamburg jeden Freitag in den Bücherhallen geöffnet.

 

Weitere Informationen

 

  • Das detaillierte Konzept und der Ablaufplan zum Workshop sind hier abrufbar. Darüber hinaus gibt es zahlreiche frei verfügbare Materialien zum kreativen Lernen mit digitalen Spielen.
  • Spielebeurteilungen, die auch von Jugendlichen entworfen wurden, gibt es auf Spielbar.de
  • Orientierungshilfen zur Altersfreigaben bietet die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK)
  • Methoden für einen Let’s Play Workshop vom JFF GamesLab

Vera Marie Rodewald, Medienpädagogin, ComputerSpielSchule Hamburg im Gespräch mit dem Initiativbüro