• Hintergrund

Making: Die Selbstmach-Bewegung

Ein Mädchen beim Making

Beim Making geht es ums Machen. Genauer: um das Selbermachen mit herkömmlichen und digitalen Werkzeugen und vielfältigen Materialien. Maker sind Bastler und Tüftler, die konkrete oder digitale Modelle und Produkte entwickeln und gestalten. Entsprechend groß ist die Bandbreite an Making-Projekten. Maker erschaffen zum Beispiel aus Kronkorken und kleinen Lämpchen (LEDs) einzigartigen leuchtenden Schmuck, knobeln an einem Haustier-Roboter oder nutzen 3D-Drucker, um selbstdesignte Keksausstecher herzustellen.

 

Maßgeblich für den Namen der Maker-Bewegung waren das im Jahr 2005 gegründete US-amerikanische Magazin „MAKE“ und die von ihm 2006 ins Leben gerufenen „Maker Faires“, den Messen für Selbermacherinnen und Selbermacher. Making-Aktivitäten finden in sozialen Räumen statt, die Fablabs (kurz für „fabrication laboratory“ - ein Fabrikationslabor), Makerspaces oder Hackerspaces genannt werden. Gemeinnützige Initiativen, öffentlichen Einrichtungen wie städtische Bibliotheken und auch Unternehmen betreiben diese Kreativorte und stellen Maker-Werkzeuge zur Verfügung.

 

Kleine Tüftler - Making mit Kindern

 

Die Maker-Bewegung findet auch in Schulen und in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit ihren Anklang. Allerdings ist nicht jede Beschäftigung mit neuen Werkzeugen oder Programmieren eine Making-Aktivität. Diese zeichnen sich durch kreativen Spielraum, offenes Lernen und fächerübergreifende Zusammenarbeit aus, bei denen auch Erwachsene nicht von vorneherein die Lösung kennen - auch das Scheitern ist möglich. Lehrende schaffen bei Making-Aktivitäten Tüftel-Möglichkeiten und begleiten die Heranwachsenden im Arbeits- und Entdeckungsprozess.

 

 

Für das Making mit Kindern gibt es bereits zahlreiche entwickelte Werkzeuge. Die Programmierumgebung Scratch oder die Programmier-App Pocket Code geben ein Gefühl für die Funktion von Programmiersprachen, Bausätze und Minicomputer wie der Raspberry Pi ermöglichen es an der technischen Hardware zu tüfteln und das MaKey-MaKey-Kit ersetzt einfach und schnell einzelne Tasten am Computer durch stromleitende Gegenstände, wie Knete und Obst.

 

Bildbeschreibung

 

In kleineren Making-Projekten gestalten Kinder Lieblings-T-Shirts professionell mit Hilfe des Schneideplotters (ein Gerät zum Schneiden von Folien und Papier), bauen Bananenklaviere oder entwerfen und drucken ganze Städte neu und in 3D. Kreative Gestaltungsfreiräume und Merkmale des offenen Lernens werden in mehrtägigen Projekten oder offenen Werkstätten realisiert, zum Beispiel beim Modellprojekt Maker Days For Kids. Inzwischen liegen bereits zahlreiche Beschreibungen von Maker-Aktivitäten für Kinder und Jugendliche in deutscher Sprache vor.

 

Making-Aktivitäten mit digitalen Technologien sind an die lerntheoretischen Ideen des „Konstruktionismus“ angelehnt. Konstruktionismus wird verstanden als „Lernen durch Machen“: Das konkrete Tun verleiht sonst eher theoretische Probleme eine ganz praktische Bedeutung. So wende ich beispielsweise Physik-Wissen an, um als Maker aus einem Smartphone, einer Linse und einem Karton einen Mini-Beamer zu bauen. Das Maker-Projekt "Smartphone-Beamer" vermittelt so praktisches Physik-Wissen.

 

 

 

 

Zielsetzungen des Makings

 

Mit dem Making ist auch die Entwicklung zahlreicher Fähigkeiten, wie sozialer Kompetenzen und Problemlöse- und Teamfähigkeit, verbunden. Maker sind kritische Medien- und Weltgestaltende. Making-Aktivitäten sind auch eine Chance zum Sammeln erster unternehmerischer Erfahrungen mit dem Ziel die Welt zu verbessern.

 

Um ein Maker zu sein, benötigt man selten Vorwissen: Es geht darum, etwas anzupacken und auszuprobieren - auch mit dem Wissen, dass nicht jede Idee von Erfolg gekrönt ist. Natürlich darf man sich beim Problemlösen auch Unterstützung holen, wie Anleitungen und Tipps aus dem Internet. Zum Start eignet sich ein selbstgemachter Video-Projektor, für den man nur ein Smartphone, eine Schachtel und eine Linse (etwas aus einer Insektenlupe) benötigt. Wer es genauer wissen will, findet einen Online-Kurs zum Making im Netz . Und gerade in größeren Städten gibt es zunehmend Angebote für große und kleine Maker - oft in Bibliotheken, Jugendzentren und Fablabs. Hier kommen Jung und Alt zusammen und tüfteln gemeinsam. Denn gerade beim Making gilt: Einfach machen.

 

Weitere Informationen

 


Quelle: Dr. Sandra Schön ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Salzburg Research Forschungsgesellschaft. Sie forscht unter anderem zu Making-Aktivitäten mit Kindern.