• Praxisbeispiel

Smarte Regeln statt Verbote in der Schule - das „Smart“Phone-Projekt

Jugendgruppe mit Smartphone

Neben Kugelschreibern und Pausenbrot findet sich heutzutage meistens noch etwas Weiteres in Schultaschen von Schülerinnen und Schülern: das Smartphone. Es kann im Unterricht als praktisches Nachschlagewerk unterstützen oder durch Chat-Nachrichten ablenken. Das Smartphone ist ein wichtiger Begleiter im Alltag. Ein striktes und von außen auferlegtes Smartphone-Verbot führt in der Schule deshalb häufig zu Konflikten und Unmut zwischen Heranwachsenden sowie Lehrerinnen und Lehrern.

 

Das mit dem Dieter Baacke Preis ausgezeichnete "Smart"phone Projekt der Oberschule Findorff findet eine vorbildliche Lösung. Die Schülerinnen und Schüler stimmen gemeinsam demokratisch über die Regeln für den Schulalltag ab und schaffen so smarte Regeln statt Verbote. Die Einbindung in die Entscheidungsfindung vermittelt dabei, dass ihre Meinung zählt und ihre Stimme Gewicht hat. Das Projekt nimmt ihre Bedürfnisse und Sorgen ernst und vertraut bei der Entwicklung eigener Handlungshinweise für den Schulalltag.

Dafür müssen sie die eigene Mediennutzung kritisch hinterfragen und digitale Herausforderungen erkennen. Sie werden ermutigt, eine Haltung zu dem Thema zu entwickeln, für diese einzustehen und sie mit Anderen abzustimmen.

 

Ablauf - Von den Ideen zum gemeinsamen Regelwerk

Zum Start des Tages führt ein Vortrag mit vielen Fragen und Widersprüchen in den Projekttag ein und regt an, sich vertieft und kritisch mit der Smartphone-Nutzung auseinander zu setzen. Davon ausgehend entwickelt jede einzelne Klasse mögliche Smartphone-Regeln für die Schulpausen. Jeder stimmt für die ab, die er wichtig findet. Daraus ergeben sich Klassenregeln.

Ein Zusammenschluss aus jeweils zwei von den Klassen entsandte Schülerinnen und Schülern jeder Klasse entscheidet, welche der zusammengetragenen Klassenregeln Teil des Regelwerkes zur Smartphone-Nutzung in der Schule werden. Die folgende Schulkonferenz mit Lehrkräften und Eltern bespricht, ob diese Regeln für die gesamte Schule gelten oder noch einmal überarbeitet werden sollten. Das Regelwerk läuft also durch mehrere Entscheidungsrunden bis es festgelegt ist. Das dauert. Alle Teilnehmenden merken dadurch: Demokratie braucht Zeit.

 

Herausforderungen - Smart gelöst

Über 1000 Menschen und ihre Meinungen müssen berücksichtigt werden. Um ein Projekt dieser Größenordnung an einer Schule umzusetzen, ist ein gutes Netzwerk eine große Hilfe. So kann medienpädagogische Unterstützung von außen eingeholt werden. Auf der Seite "Gutes Aufwachsen mit Medien“ finden Sie lokale Netzwerke in Ihrer Nähe. Diese helfen dabei, erfahrene Unterstützung zu Fragen der Medienerziehung vor Ort zu finden.

 

Themen - Welche Regeln waren den Schülerinnen und Schülern wichtig?

 

Wenn die Schülerinnen und Schüler über ihre eigenen Regeln abstimmen, zeigen sie dadurch auch, was ihnen bei der Mediennutzung wichtig ist und was sie kritisch hinterfragen. Auffällig ist, dass (fast) jede Klasse folgende Aspekte erwähnt:

 

  • Kein Cybermobbing
  • Keine Bilder von Anderen online stellen
  • Musik nur mit Kopfhörern hören, um Andere nicht zu stören

 

Plakate in den Klassenräumen fassen die einzelnen Regeln noch einmal zusammen. Auch für Regelverstöße legen die Kinder und Jugendlichen gemeinsam das Vorgehen fest. Dadurch übernehmen sie Verantwortung für ihr eigenes Handeln. So schafft das Projekt nicht nur smarte Regeln, sondern auch reflektierte und engagierte Schulklassen.

 

Weitere Informationen


Quelle: Heitmann, K. & Gerstmann, M. „Smarte Regeln statt Verbote - das „Smart“phone Projekt.“ (2018) Hrsg.: Friederike von Gross/Renate Röllecke