• Vorstellung der Netzwerke

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr - digitale Medien in Familien und in der Kita

Eine Erwachsene und ein Kind sitzen zusammen an einem Tablet.

Bereits im Kreissaal sehen Babys ein Smartphone, mit dem ihr erster Auftritt fotografiert wird. Großeltern, Familie und Freunde erfahren online von dem Neuankömmling. Analoge und digitale Medien sind längst im Familienalltag angekommen. Die Kleinsten wachsen mit Tablet und Smartphone von Mama und Papa auf. Sie sehen Fernsehsendungen, malen mit einer App oder spielen einfach auf dem Handy. Auch in Kitas werden digitale Medien zunehmend genutzt, um Sprachanlässe zu schaffen, Lernprozesse anzuregen und Kinder in ihrer Kreativität zu fördern.

Über Mediengestaltung in Familien und Kitas sprachen wir mit Anne Hensel. Sie ist im Projekt „MEiFA - Medienwelten in der Familie“ des Landesfilmdienstes Thüringen e.V. - Zentrum für Medienkompetenz und Service tätig. Das Projekt ist Teil des Lokalen Netzwerks „MedienLeben“. Das Lokale Netzwerk aus Erfurt stärkt Familien beim bewussten Umgang mit Medien und unterstützt Kitas in der Elternarbeit. Zudem regt das Netzwerk den Dialog über und die Arbeit mit Medien an und befähigt Familienmitglieder und Erzieher*innen zum aktiven und selbstbestimmten Medienumgang.

Tipps für Eltern und Erzieher*innen im Umgang mit digitalen Medien

„Das wichtigste für Eltern und auch für Fachkräfte ist es, ihre Vorbildrolle wahrzunehmen, sowie das eigene Medienverhalten bewusst zu reflektieren und ernst zu nehmen“, erläutert Anne Hensel. „Welches Medienverhalten lebe ich meinem Kind vor? Nehme ich jedes Telefonat an oder verfasse ich Nachrichten, während ich mit meinem Kind am Spielen, beim Essen oder beim Familienausflug bin?“, das sind Fragen, die sich Eltern selbst stellen sollten. Bereits Babys nehmen den Einfluss des Smartphones im Alltag der Eltern wahr. Häufig spiegeln die Kleinsten auch das Verhalten, indem sie mit Bausteinen am Ohr herumlaufen oder nach dem Telefon greifen wollen. „Dann ist es sinnvoll den Kindern das eigene Handeln zu erklären“, sagt Anne Hensel. „Bleiben wir beim Telefonbeispiel: Mama sollte dann auch sagen, dass sie den Papa anruft, wenn sie zum Handy greift und telefoniert“. So hat das Kind eine Chance, den Griff zum Telefon nachzuvollziehen.

„Eltern und pädagogische Fachkräfte sollten Heranwachsende vor allem aktiv begleiten“, rät Anne Hensel. Das bedeutet auch mit Kindern über Erlebtes und Gesehenes zu sprechen und in einem regelmäßigen Austausch mit den Kindern zu bleiben. „Das ist immer unser Ziel in der Arbeit, die wir durchführen: Den Dialog zwischen den Generationen anzuregen“, ergänzt Anne Hensel. Es geht vor allem darum, dass Eltern Interesse an den Vorlieben und Bedürfnissen ihrer Kinder zeigen. Sie sollten also auch bereit sein, sich die Lieblingssendung mitanzuschauen oder das geliebte Videospiel vorurteilsfrei mitzuspielen.

Elternabend in der Kita

Ein Format, dass sich gut für den Einstieg an einem Elternabend eignet, ist das „Melodienraten“: Neuere und ältere Fernsehsendungen erklingen, wie zum Beispiel Pippi Langstrumpf oder Biene Maja. So erinnern sich Eltern und Fachkräfte an ihre eigene Medienkindheit und kommen miteinander ins Gespräch. Gemeinsam wird dann reflektiert, welche Emotionen dabei entstehen. Gefühle aus der eigenen Medienkindheit sind oft positiv. „So ist das auch bei Kindern, wenn sie eine spannende Fernsehsendung ansehen oder eine beliebte App spielen. Das Eltern aufzuzeigen, ist wichtig“, erklärt Anne Hensel. Es ist zudem ratsam zu verdeutlichen, dass sich die heutigen Angebote für Kinder inhaltlich nicht wesentlich geändert haben. Es ist vielmehr die Machart, die sich verändert hat. Auch die Frage, was überhaupt kindgerechte Angebote - also zum Beispiel Sendungen ohne gewaltverherrlichende Inhalte - sind, ist oft Thema auf Elternabenden.

Eine gute Orientierung für Eltern und pädagogische Fachkräfte für kindgerechte Fernsehsendungen bietet zum Beispiel „Flimmo“, ein Programmratgeber mit Informationen und Bewertungen zu kinderrelevanten Sendungen. „Wichtig ist, dass Sendungen für Kinder sich auch an der Lebenswelt von Kindern orientieren“, kommentiert Anne Hensel. „Kindergartenkinder werden Serien nicht verstehen, bei denen es um den Alltag von Jugendlichen oder Erwachsenen geht“, ergänzt sie.

App-Empfehlungen für Kita-Kinder

Im Kitaalter können Kinder beispielsweise verschiedene Kreativ-Apps nutzen. „Wir arbeiten gern mit der Mal-App 'Quiver' erzählt Anne Hensel. Erster Schritt ist, sich eine Quiver-Malvorlage auszusuchen, die dann ausgemalt wird. Mit Hilfe eines QR-Codes verwandelt die App dann die Zeichnungen in eine 3D-Animation, die Bilder werden quasi zum Leben erweckt. „Damit zeigen wir Erzieher*innen, dass sie die klassisch analoge Beschäftigung des Malens auch um technische Möglichkeiten einer App erweitern können.“

Eine App, die sich gut eignet um Kinder an Musik heranzuführen, ist „Toc and Roll“. Mithilfe der App können Kinder verschiedene Instrumente ausprobieren, selbst ein Lied komponieren und ihre Stimme oder Gesang aufnehmen.

Um die Leseförderungen von Kindern zu fördern empfiehlt Anne Hensel Vorlese-Apps, die zum Beispiel auf der Seite der Stiftung Lesen zu finden sind. Geschichten werden durch Apps multimedial erlebbar.

Weitere Informationen

  • Eine gute Übersicht über geeignete Apps für Kinder bieten klick-tipps von jugendschutz.net und die Datenbank „Apps für Kinder“ des Deutschen Jugendinstituts.
  • Abwechslungsreiche Kinderwebseiten finden Sie auf Seitenstark, der Arbeitsgemeinschaft vernetzter Kinderseiten.
  • Weitere Informationen zu den Angeboten des Projekts „MEiFA - Medienwelten in der Familie“ finden Sie auf der Projektwebseite.

 

 

 

 

 

 

 


Josephine Reußner & Bettina Goerdeler, Initiativbüro Gutes Aufwachsen mit Medien

Quelle: Anne Hensel, „MEiFA -- Medienwelten in der Familie“, Landesfilmdienst Thüringen e.V. - Zentrum für Medienkompetenz und Service