• Interview

Wie junge Spieletester Erwachsenen Orientierung durch die digitale Spielewelt geben

Kinder und Jugendliche vor Computer

Digitale Spiele sind bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt und gehören zu ihrem Alltag. Manche Erwachsene stehen der digitalen Spielleidenschaft skeptisch gegenüber. Um eine erste Orientierung zu geben und empfehlenswerte Spiele vorzustellen, betreibt die Stadt Köln seit fast 30 Jahren das Projekt Spiel- und Lernsoftware pädagogisch beurteilt. Dabei testen Kinder und Jugendliche im Rahmen von pädagogisch begleiteten Gruppen aktuelle Spiele. Diese Empfehlungen fließen in den jährlich erscheinenden gleichnamigen Ratgeber.

Andrea Köper von der Fachstelle Jugendmedienschutz/ Medienarbeit der Stadt Köln und Birgit Schlotter, betreuende Medienpädagogin, berichten von ihren Erfahrungen:

 

Was macht eine Spieletestergruppe?

Wir arbeiten stadtweit mit Schulen, Bürgerzentren, Stadtteilbibliotheken und Jugendfreizeitreinrichtungen zusammen. Die Gruppen bestehen aus Kindern jeden Alters. Sie freuen sich darauf die neusten Spiele auszuprobieren.

Die Kinder und Jugendlichen sollen in einer geschützten Umgebung Computer- und Konsolenspiele spielen. In den Gruppen wird ihnen vermittelt, Spiele bewusst zu konsumieren und sich zu fragen, warum sie genau diese Art von Spiel fesselt. Dies ist für die Entwicklung der Medienkompetenz sowie der eigenen Identität wichtig.

Die Spiele werden von den Teilnehmenden sowie von den Betreuenden vorgeschlagen und anschließend von einer pädagogischen Fachkraft ausgesucht. Uns ist es wichtig, dass wir niveauvolle Spiele an die Gruppe geben und nicht nur die aktuellen Trends widerspiegeln.

 

Wie werden die Spiele beurteilt?

 

Zur Beurteilung der Spiele gibt es verschiedene Bewertungskriterien: Spielespaß, Handlungs- und Entscheidungsvielfalt, Wertevermittlung und Moral, Lernangebote und Mehrspielermöglichkeiten (Teamspiele). Diese Kriterien werden regelmäßig gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen überprüft und überarbeitet.

Normalerweise sind junge „Gamer“ es gewohnt, direkt ins Spiel einzusteigen und einfach zu spielen ohne anhand eines Kriterienkatalogs das Spiel zu analysieren. Deswegen fällt es einigen anfänglich schwer, das Gespielte zu hinterfragen. Je häufiger sie dies aber tun, desto einfacher fällt es ihnen. Die Beurteilung findet dann in vielen Fällen fast schon automatisch während des Spielens statt, ohne dass man sie dazu auffordern müsste. Die Beurteilungen der Teilnehmenden fließen anschließend in die gleichnamige Broschüre des Projektes.

 

Frau Köper, was genau erwartet die Lesenden der Broschüre?

 

Die Broschüre bietet Eltern und pädagogischen Fachkräften einen schnellen und leicht verständlichen Ein- und Überblick. Die übersichtlich beschriebenen, pädagogisch beurteilten und mit einer Altersempfehlung versehenen Spielebeurteilungen sollen Sie bei der Vermittlung von Medienkompetenz im Themenfeld der Spielesoftware unterstützen.

 

Frau Schlotter, was würden Sie Fachkräften raten, die auch eine Spieletestergruppe aufbauen wollen?

 

Eine Mischung aus erfahrenen und unerfahrenen Spielenden ist für eine Gruppe super. Die Erfahreneren können helfen und die Unerfahreneren bringen die Anderen auf neue Ideen, sehen die Spiele aus einer anderen Perspektive und bereichern so die Gruppe und das Ergebnis.

Hilfreich ist es eine feste Gruppe, mit regelmäßigen Teilnehmenden einzurichten. Es entwickelt sich eine tolle Gruppendynamik und der Lerneffekt bezüglich der Beurteilung der Spiele ist größer.

 

Weitere Informationen

Ansprechpartner mit ähnlichen Angeboten finden Sie bei:


Quelle: Andrea Köper und Birgit Schlotter, Fachstelle Jugendmedienschutz/ Medienarbeit der Stadt Köln, im Gespräch mit dem Initiativbüro