Demokratiebildung

Austausch auf Augenhöhe: Junge Menschen als Botschafter*innen für Demokratie

Junge Menschen, die um einen Tisch stehen und miteinander im Gespräch sind.

Warum sind Wahlen wichtig und welchen Stellenwert haben sie in einem demokratischen System? Wie kann ich Desinformationen erkennen und wie kann ich auf diese reagieren? Wie kann ich meine eigene Meinung in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen? Diese Fragen greift das Demokratieprojekt Ich bin wählerisch! des Vereins Aktion Zivilcourage e. V. auf. „Uns geht es mit dem Projekt vor allem darum, junge Menschen in den Dialog zu bringen, zu einem kritischen Denken und Reflektieren anzuregen und das Bewusstsein für ein demokratisches Miteinander zu stärken“ sagt Franz Werner, Projektleitung im Bereich der Politischen Jugendbildung im Verein Aktion Zivilcourage e. V

Von jungen Menschen für junge Menschen

Ich bin wählerisch! legt seinen Fokus auf außerschulische Peer-Ausbildungen, bei denen Jugendliche Wissen und Methoden rund um Wahlen und Demokratie erwerben und zu Diskussions- und Workshopleiter*innen ausgebildet werden. Ziel ist es, im Anschluss an die Ausbildung einen eigenen Workshop oder ein Aktionsformat in der Schule durchführen zu können. „Es geht uns darum, dass Jugendliche lernen, kritisch-reflektiert zu denken und zu handeln, auch im Umgang mit digitalen Medien. Zudem fördern wir mit dem Projekt, neugierig zu sein, in den Austausch miteinander zu gehen, auch und gerade wenn unterschiedliche Meinungen existieren.“

Einen Vorteil in der Peer-Education sieht Franz Werner zum einen in der Möglichkeit eines Austausches auf Augenhöhe, weil die ausgebildeten Peers im gleichen oder ähnlichen Alter wie die Teilnehmenden aus der Klasse sind. Zum anderen sind die Peers im Gegensatz zu einem klassischen Bildungsworkshop - der im Regelfall an einem Tag in der Schule durchgeführt wird - dauerhaft im Schulalltag verortet. „Das ermöglicht einen informellen Austausch auch nach dem Workshop, zum Beispiel, wenn sich Fragen erst zu einem späteren Zeitpunkt ergeben“, schildert Franz Werner. Und ergänzt: „Von einigen Peers haben wir die Rückmeldung bekommen, dass sie auch in die Präventionsarbeit an Schulen eingebunden wurden.“

Wie Medien- und Demokratiebildung gelingen können

Franz Werner sieht vor allem zielgruppen- und altersgerechte, innovative Formate und einen Bezug zur Lebenswelt junger Menschen als wesentlich an, um diese mit politischer Bildungsarbeit und Medienbildung zu erreichen. Dazu zählt er insbesondere digitale Medien und Plattformen, die für Jugendliche relevant sind und die sie in ihrem Alltag nutzen. „Im Projekt Ich bin wählerisch! schauen wir uns zum Thema Wahlen die Social Media Auftritte von Politiker*innen und Parteien bei Instagram und TikTok an und sprechen sowie reflektieren das auf den Kanälen Dargestellte.“

Im Dialog bleiben

Um zu verstehen, einzuordnen und auch eigene Ansichten zu hinterfragen, ist insbesondere die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen wertvoll. „Ich kann Menschen, insbesondere Jugendliche, nur ermutigen, sich zu gesellschaftlichen und politischen Themen auszutauschen. Der Dialog ist gerade vor dem Hintergrund zunehmender Polarisierung wichtig, um andere Ansichten kennenzulernen und besser nachvollziehen zu können. Auch wenn es nicht immer einfach ist, andere Meinungen auszuhalten“, betont Franz Werner. 

Rechten Parolen widersprechen

Gesellschaftliche Konfliktlinien und Polarisierung finden sich auch in Klassenzimmern oder in Jugendgruppen wieder. „Meinungsverschiedenheiten hat es schon immer gegeben. Was uns aber auffällt: Extreme Äußerungen und auch Einstellungen, insbesondere rechtspopulistische bis hin zu rechtsextremen Ansichten, sind verbreiteter und salonfähiger geworden. Wenn uns menschen- und demokratiefeindliche Inhalte in einem Workshop auffallen, versuchen wir zu verstehen, woher diese kommen, lassen diese nicht unkommentiert stehen, sondern hinterfragen diese gemeinsam in der Gruppe und zeigen Grenzen auf“, erläutert Franz Werner. 

Mehr Informationen:

  • Das Projekt Ich bin wählerisch!  wird mitfinanziert aus Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächischen Landtag beschlossenen Haushalts und gefördert von Weltoffenes Sachsen und das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
  • Das Lehrmaterial #fitfordemocracy von klicksafe greift in Stationsarbeit fünf Themenfelder auf, um junge Menschen für Demokratie zu sensibilisieren.
  • Wie Kinder und Jugendliche ihre Demokratie- und Medienkompetenz stärken können, zeigt auch das Projekt Democracy Gym, welches den Dieter Baacke Preis 2024 erhalten hat.
  • Die App KonterBunt - Einschreiten für Demokratie hilft, sachliche Argumente und Reaktionsstrategien zu finden, um Parolen wie zum Beispiel sexistischen, diskriminierenden oder extremistischen Äußerungen zu entgegnen und sich für ein demokratisches Miteinander stark zu machen.