Digitales Wohlbefinden: Digitale Medien bewusst und reflektiert nutzen

Eine Eilmeldung, eine neue Benachrichtigung und ein Signalton. Erhalten wir eine neue Nachricht, fällt der Blick meist sofort aufs Smartphone, schließlich sind wir neugierig, wer uns geschrieben hat bzw. was es Neues gibt. Doch geht es um das aktuelle Weltgeschehen, ist die Rede häufig von Krisen, Katastrophen und Krieg. Manche Menschen können gar nicht mehr aufhören, die Nachrichten zu verfolgen und beobachten das Geschehen in Livetickern oder scrollen sich durch die Timeline in Sozialen Netzwerken. Ist der Konsum negativer Nachrichten so exzessiv, lässt sich von „Doomscrolling“ (Englisch „doom“ = Untergang/Verderben und „scroll“ = Verschieben des Bildschirms) sprechen.
Die richtige Balance finden
Die permanente Konfrontation mit negativen Schlagzeilen kann sehr belastend sein. Natürlich ist es wichtig und in Ordnung, sich kontinuierlich über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren, dafür muss aber nicht permanent nach den neusten Meldungen oder Livetickern im Netz geschaut werden. Auch kann es manchmal zu viel sein, wenn man ständig die neusten Trends in Sozialen Medien verfolgt und schaut, was andere posten.
Besser ist es, sich auch mal digitale Auszeiten zu nehmen. Das betrifft Erwachsene genauso wie junge Menschen. Doch ist es nicht immer leicht, eine gute Balance in der eigenen Mediennutzung zu finden. Nicht nur in Bezug auf das Verfolgen von Nachrichten, sondern auch, wenn ein Spiel besonders spannend ist, es etwas Aufregendes in der Peergroup (Englisch: „Peer“ = Gleichaltrige*r) zu besprechen gibt oder sich über den neusten Trend informiert, kann es passieren, dass schnell die Zeit vergessen wird und wir doch mehr Zeit am Smartphone, Laptop oder der Spielekonsole verbringen, als ursprünglich geplant. Auch das Phänomen FOMO (Englisch = fear of missing out), also die Angst, etwas zu verpassen, wenn man nicht ständig online ist und auf Nachrichten und Beiträge anderer reagiert, kann es erschweren, digital abzuschalten.
Wie Eltern und Erziehende unterstützen können
Eltern und Erziehende können Kinder und Jugendliche in ihrer Mediennutzung begleiten und unterstützen, sodass sie lernen, Medien kompetent, kreativ und reflektiert zu nutzen. Entscheidend dabei ist es, selbst ein gutes Vorbild zu sein, wenn es um die eigene Mediennutzung geht. Das bedeutet: Eltern und Erziehende sollten selbst kritisch überprüfen, wofür und wie lange sie digitale Medien nutzen. Auch gemeinsam aufgestellte Regeln zur Mediennutzung in der Familie, gelten für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Gibt es zum Beispiel in der Familie die Regel „Kein Smartphone beim Abendessen“, sollten sich Eltern genauso wie ihre Kinder daran orientieren und darauf verzichten, schnell mal eben eine Nachricht zu beantworten, wenn diese auf dem Display des Smartphones angezeigt wird.
Zudem ist es als Eltern und Erziehende ratsam, mit Kindern und Jugendlichen in einen offenen Austausch zu gehen und gemeinsam über eine bewusste Nutzung digitaler Medien zu sprechen sowie über Mediennutzung und Umgangsregeln zu reflektieren. Dabei ist es auch sinnvoll zu vermitteln, dass es in Ordnung ist, auch mal digitale Auszeiten zu nehmen und nicht sofort auf Beiträge und Nachrichten zu antworten.
Eine gute Anlaufstelle bei stressigen Situationen im Netz ist die bundesweite Online-Beratungsplattform JUUUPORT, bei der junge Menschen Gleichaltrige beraten. Anonyme und bundesweite Beratung bei Kummer und Sorgen - auch zu medienbezogenen Themen - gibt außerdem die Nummer gegen Kummer, die sich an Erwachsene, Jugendliche und Kinder richtet.
Mehr Informationen:
- Wie wir digitale Medien selbstbestimmt nutzen und digitalen Stress vermeiden können, erläutert die Medienpädagogin Franziska Seidel im Interview.
- In der Podcastfolge Social Media und mentale Gesundheitdes ACT ON!-Jugendpodcasts geht es um die Auswirkungen von Social Media auf die mentale Gesundheit. In einem Selbstexperiment hat die junge Radiomacherin Elena ausprobiert, auf Social Media zu verzichten.
- Das Arbeitsmaterial Ommm online – Wie wir unser digitales Wohlbefinden steigern der europäischen Initiative klicksafe richtet sich an Lehrkräfte und möchte über die Faszination Sozialer Medien und die Strategien der Anbieter Sozialer Medien aufklären.