ExtremismusDemokratiebildung

Erste Hilfe-Demokratie-Kit: Projekte und Materialien gegen Rechtsextremismus

Bunte Sprechblasen

Die Ergebnisse der jüngst stattgefundenen Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen zeigen, dass die AfD vor allem bei jungen Wähler*innen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren hohen Zuspruch erhalten hat. Das hat auch mit der Präsenz der Partei auf TikTok zu tun, aber nicht nur. Gleichzeitig zeigt sich laut der Studie Challange accepted der Landesmedienanstalt NRW, dass 60 % der Jugendlichen auf TikTok Inhalten begegnen, die bei ihnen ein Unwohlsein auslösen und 39% von ihnen, auf Inhalte mit extremistischen Gedankengut stoßen.

Projekte zur Sensibilisierung von Rechtsextremismus

Die Ergebnisse verdeutlichen auch, wie wichtig Demokratie- und Medienbildung insbesondere in Schulen und in außerschulischen Einrichtungen ist. Ein Projekt, welches primärpräventiv ansetzt und mit sich mit Workshops an junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren richtet, ist AntiAnti von mediale Pfade. Die Workshops beziehen sich auf die medialen Lebenswelten Jugendlicher und rücken die Themen Rechtsextremismus, Islamismus und Antisemitismus in den Fokus. Ziel ist die Sensibilisierung von Jugendlichen für extremistische Ansprachen im Netz. Zudem bietet das Projekt Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte an, in denen grundlegendes Wissen über Online-Radikalisierung vermittelt wird und Reflektionsprozesse zur eigenen Haltung angestoßen sowie Handlungsmöglichkeiten für die eigene Arbeit aufgezeigt werden. 

Material wie Kurzfilme zu den Themenbereichen Gender, Pluralismus, Rassismus, Gesellschaftskritik sowie Werte und Religion und Arbeitshilfen sowie strukturierte Lernmaterialien für die medienpädagogische Arbeit mit Jugendlichen finden pädagogische Fachkräfte zudem auf der Website des bereits abgeschlossenen Modellprojektes RISE vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Ziel des Projektes war es, Jugendliche in ihrer Medienkompetenz und in kritischem Denken gegen extremistische Ansprache im Netz zu stärken.

Jugendliche und junge Erwachsene erreichen, die bereits mit rechtsextremen Ansichten sympathisieren oder sich selbst als neurechts bezeichnen, möchte das Projekt Prisma – Medienpädagogische Interventionen im Feld der „Neuen Rechten“. Mit Methoden aus Medienpädagogik und politischer Bildungsarbeit versucht das Projekt Prisma rechtsextreme Narrative aufzubrechen und einen Distanzierungsprozess bei rechtsaffinen Jugendlichen anzustoßen. Zudem richtet sich das Projekt an pädagogische Fachkräfte, indem es Material und eine interaktive Lernanwendung mit passender Begleitbroschüre bereitstellt. 

Material zur Sensibilisierung von Rechtsextremismus

Eine große Sammlung mit Materialien zum Themenfeld Rechtsextremismus für die pädagogische Arbeit bietet die Bundeszentrale für politische Bildung an. Fachkräfte finden dort fachdidaktische PublikationenMaterialien und Methoden für die pädagogische Praxis, vor allem für den Schulunterricht sowie Handreichungen und Hintergrundinformationen für Lehrkräfte und Schulleitungen 

Die App KonterBunt - Einschreiten für Demokratieder Landeszentralen für politische Bildung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt hilft, sachliche Argumente und Reaktionsstrategien zu finden, um Parolen wie zum Beispiel sexistischen, diskriminierenden oder extremistischen Äußerungen zu entgegnen und sich für ein demokratisches Miteinander stark zu machen. Die App kann ortsunabhängig und ohne Vorwissen genutzt werden. Sie ist kostenfrei für Android und iOS verfügbar. 

Material für intersektionale und diskriminierungssensible Medienarbeit

Wie pädagogische Fachkräfte unterschiedliche Identitäten, Lebensrealitäten und Diskriminierungserfahrungen von Kindern und Jugendlichen in ihrer pädagogischen Arbeit berücksichtigen können, zeigen wir in unserer Broschüre An alle gedacht?! – Medienpädagogik intersektional gestalten und Beteiligung aller ermöglichen. Die Broschüre ist eine Orientierungshilfe für pädagogische Fachkräfte, die sich das erste Mal mit dem Thema Intersektionalität beschäftigen und richtet sich auch an von Mehrfachdiskriminierung betroffene Pädagog*innen: Einführende und bestärkende Artikel sowie ein Glossar bieten eine Annäherung zum Thema, Selbstreflexionsübungen geben Raum für Austausch und Leuchtturmprojekte inspirieren zu vielfältigen Möglichkeiten gemeinsam (medien-)pädagogische Arbeit diversitätsbewusst und diskriminierungssensibel anzugehen und umzusetzen.

Hass im Netz

Wie sich Hass im Netz zeigt, wie Kinder und Jugendliche durch medienpädagogische Angebote für ein faires Miteinander ermutigt werden können und wie sich pädagogische Fachkräfte zum Thema rund um Hassrede informieren können, erläutern wir in unserer  Online-Konferenz Gemeinsam demokratisch handeln – Kinder und Jugendliche gegen Hass im Netz stark machen.

Wie junge Menschen von anderen jungen Menschen lernen können und sich mit den Themen Hassrede und Online-Extremismus auseinandersetzen können, zeigt das Peer-Projekt Goodbye Hate Speech der Aktion Zivilcourage e. V. Das Projekt ermöglicht und fördert die selbstbestimmte Teilhabe junger Menschen und zielt darauf ab, sie in ihrem Engagement für ein demokratisches Miteinander und (digitale) Zivilcourage zu stärken. 

Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht und wer von Online-Hass betroffen ist, zeigt die Studie Lauter Hass – leiser Rückzug des Kompetenznetzwerkes gegen Hass im Netz.

Welche Anlaufstellen bei Hass im Netz weiterhelfen und wo pädagogische Fachkräfte Informationen zum Thema finden, haben wir im Artikel Hass im Netz: Hier gibt es Hilfe zusammengefasst. 

Desinformationen im Netz

Wie rechtsextreme Akteur*innen die Plattform TikTok nutzen, haben wir in unserem Artikel Likes für Demokratie: Gegen Desinformationen auf TikTok zusammengefasst.

Material, Informationen sowie Tipps für pädagogische Fachkräfte und Eltern rund um das Thema Desinformationen gibt die europäische Initiative klicksafe auf seiner Website.

Spielerisch mit dem Thema gefälschte und irreführende Nachrichten auseinandersetzen, können sich Jugendliche im Onlinespiel Bad News der niederländischen Organisation DROG und der Universität Cambridge. Ziel ist es, das Bewusstsein für Desinformationen im Netz und das kritische Denkvermögen junger Menschen zu stärken. Im Spiel werden die Teilnehmenden selbst zu Produzent*innen von Falschnachrichten. Es gilt möglichst viele Follower*innen und eine hohe Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Wer in seiner Rolle als Internet-Troll erfolgreich ist, erhält ein digitales Abzeichen, welches für die Kategorien „“Identitätsbetrug“, „Emotion“, „Polarisierung“, „Verschwörung“, „Verruf“ und „Trollen“ verliehen wird. So lernen die Spieler*innen im Verlauf des Spiels verschiedene Taktiken und Strategien kennen, die echte Verbreiter*innen von Fake News oft nutzen. Für den Einsatz des Spiels im Schulunterricht oder in der Bildungsarbeit steht Begleitmaterial auf der Webseite des Spiels zur Verfügung. 

Das Onlinespiel Fake it to make it, das von der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit der Niedersächsischen Landeszentrale vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurde, klärt über den Umgang mit Falschmeldungen in den Medien auf. Die Spielenden versetzen sich in die Rolle von Verfasser*innen von Fake News. Die Falschmeldungen sollen so überzeugend gestaltet werden, dass diese möglichst häufig angeklickt und weitergeleitet werden, um so Gewinne zu erzielen. Ziel des Spiels ist es, zu verstehen, wie Fake News erstellt und verbreitet werden und einen kritischen und reflektierten Umgang mit Informationen zu stärken.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung hat ein Planspiel zum Thema Verschwörungserzählungen entwickelt, das sich vor allem mit dem Zusammenhang von Antisemitismus und Verschwörungserzählungen beschäftigt.

Geschlechterrollen und Rechtsextremismus

Welche Vorstellungen Rechtsextreme von Geschlechterrollen haben, zeigt die Amadeu Antonio Stiftung in ihrer Broschüre (R)echte Männer und Frauen – Analysen zu Geschlecht und Rechtsextremismus auf. Welche Vorstellungen rechte Gruppierungen, Parteien und Bewegungen von Männlichkeit haben, erläutert Prof. Dr. Lamp im Interview Männlich sein ist vor allem eins: vielfältig!.