Ich bin ich: Selbstakzeptanz in Zeiten von Instagram und Co
Ein schlanker, glatter, gebräunter Körper, wehende lange Haare, ein bauchfreies Top – so präsentiert sich Pamela Reif, eine erfolgreiche Fitness-Influencerin auf Instagram. Über neun Millionen Menschen folgen ihr auf ihrem Kanal. In der Entwicklung des eigenen Ichs orientieren sich gerade junge Menschen an den Körper- und Rollenbildern, die ihnen von Influencer*innen in Sozialen Medien vermittelt werden. Viele verstehen die vermittelten Körperbilder als Ideal und versuchen diese zu erreichen. Der ständige Vergleich mit dem Unerreichbaren kann jedoch dazu führen, dass Kinder und Jugendliche an sich selbst zweifeln und ein negatives Selbstbild von sich entwickeln. Gefährlich wird es, wenn junge Menschen ein exzessives Verhalten entwickeln, welches sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. So können Soziale Medien als ein Faktor dazu beitragen, Essstörungen zu bestärken.
Über Essstörungen und die Akzeptanz des eigenen Körpers sprachen wir mit Susanne Fleck. Sie arbeitet seit 25 Jahren in der Koordinationsstelle im Gesundheitsbereich des Dortmunder Gesundheitsamtes. Jedes Jahr organisiert und koordiniert Susanne Fleck die Ausstellung Klang meines Körpers, die sich an Schüler*innen der neunten Klasse richtet.
Die Ausstellung steht in der Trägerschaft des Vereins Lebenshunger e. V. in Düsseldorf und wurde im Rahmen einer Musiktherapie von an Essstörungen erkrankten jungen Menschen entwickelt und gestaltet. „Essstörungen gehören zu den häufigsten psychosomatischen Erkrankungen im Jugendalter“, sagt Susanne Fleck. „Mit der Ausstellung möchten wir daher für das Thema sensibilisieren und präventiv darüber aufklären.“ Sie erläutert: „Wichtig ist uns dabei zu vermitteln, dass Betroffene sich für die Erkrankung nicht schämen müssen. Wird Essen zunehmend problematisch und zwanghaft, ist es bedeutsam, sich frühzeitig Hilfe zu holen. Dazu zählen zum Beispiel das Gespräch mit einem vertrauensvollen Menschen sowie fachliche Anlaufstellen wie psychologische Beratungsstellen, Psychotherapeutische Praxen oder Psychiatrische Kliniken.“
Wer bin ich? – Den eigenen Körper wahrnehmen
Begleitet werden die Besucher*innen der Ausstellung von Fachkräften, die von Lebenshunger e. V. dafür geschult wurden. Neben individuellen Lernaufgaben besteht die Ausstellung aus interaktiven Elementen, die dazu einladen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Dazu zählen die persönlichen Geschichten junger Menschen, die selbst von einer Essstörung betroffen waren. Sie erzählen in Portraits – selbst gestalteten Texten und Bildercollagen – über ihre Gefühle und ihren Umgang mit der Erkrankung. In selbst entwickelten Schatzkisten entdecken die Besucher*innen das, was den Betroffenen half, einen Weg aus der Essstörung zu finden. Eine Musikstation lädt dazu ein, die Lieder anzuhören, die jungen Menschen Kraft während der schwierigen Zeit gaben. „Eine Botschaft ist uns dabei besonders wichtig in der Ausstellung zu vermitteln: Du bist gut so, wie du bist. Ganz gleich, welche Ideale in Medien vermittelt werden. Es gibt viele Dinge, die dich als Menschen ausmachen, dazu zählen deine Leidenschaften, deine Hobbies und deine Quellen, aus denen du Kraft schöpfst“, betont Susanne Fleck.
Ich bin schön so wie ich bin! – Empowerment durch Eltern und Erziehende
Eltern und Erziehende können junge Menschen darin unterstützen, ein positives Selbstbild zu entwickeln. Susanne Fleck sieht vor allem die Vorbildrolle als entscheidend an: „Was vermitteln Eltern für ein Bild vom eigenen Körper? Sind sie grundsätzlich zufrieden mit sich selbst? Oder begutachten sie sich selbst eher kritisch und betonen häufig, dass sie eine Diät machen müssen? An dem, was Eltern vorleben, orientieren sich Kinder. Grundsätzlich raten wir Eltern gelassener mit sich selbst zu sein und sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist.“ Zudem können Eltern Heranwachsende in ihrem Selbstwert stärken, indem sie einen wertschätzenden Umgang mit dem eigenen Körper fördern. „Dazu zählt auch aufzuzeigen, dass Menschen unterschiedlich aussehen, dass jede und jeder einzigartig ist und gerade die Vielfalt das Tolle ist“, sagt Susanne Fleck.
Mehr Informationen:
- JUUUPORT, die Onlineberatungsplattform für junge Menschen, informiert in einem Ratgeber auch zum Thema Schönheitsideale im Netz.
- Tipps, wie Eltern mit ihren Kindern über das Thema Körperbilder in Sozialen Medien sprechen können, gibt SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht.
- Bei Sorgen, Kummer und Problemen können sich Eltern, Kinder und Jugendliche an die Nummer gegen Kummer wenden.