Künstliche Intelligenz

Next Level Künstliche Intelligenz: Kreativ erleben und reflektieren

Personen, die an einem Tisch sitzen, auf dem technische Geräte wie Laptop, Kamera und Tablet stehen.

Pinkfarbene Haare, ein durchtrainierter schlanker Körper und makellose Haut: So zeigt sich das Model Aitana Lopez auf ihrem Instagram-Kanal, mit dem sie über 300.000 Follower*innen erreicht. Doch: Aitana Lopez ist nicht real, sondern wurde von einer spanischen Werbeagentur mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) generiert. „Mittlerweile wurden KI-generative Anwendungen so weit entwickelt, dass es nicht immer leicht ist, KI-generierte Bilder und Inhalte als solche zu erkennen“, stellt Jana Schlegel fest. Sie ist Medienpädagogin im Gallus Zentrum in Frankfurt am Main.

Mit Neugier verstehen

Um junge Menschen für das Thema Künstliche Intelligenz zu sensibilisieren, hat das Gallus Zentrum das Projekt Next Level?! Was junge Menschen über Künstliche Intelligenz denken initiiert und durchgeführt. Das Projekt, welches finanziell von der Sparkassen- Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem Kulturamt Frankfurt unterstützt wurde, erhielt 2024 den Dieter Baacke Preis. „Unser Ziel war es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Raum zum kreativen Ausprobieren und Erleben anzubieten, um verschiedene KI-Anwendungen kennenzulernen und praktisch anzuwenden“, erläutert Jana Schlegel. „Gleichzeitig wollten wir durch das Handeln zu einem kritisch-reflexiven Umgang mit KI anregen.“

Von einem bewusst partizipativen Ansatz ausgehend und um an die Lebenswelten junger Menschen anzuknüpfen, konnten die Teilnehmenden des Projektes eigene Vorstellungen und Ideen einbringen und umsetzen. Entstanden sind unterschiedliche Formate in den Bereichen Bild, Audio und Video. „Wichtig im Projekt war uns insbesondere, Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer Neugier und ihren Interessen zu fördern, sie zu ermutigen, in einem Prozess Neues zu erkunden und und ein Ergebnis zu entwickeln, auf das sie stolz sein konnten.“

Künstliche Intelligenz erleben: durchs Handeln zur Reflexion

Ob stereotype Darstellungen, wie zum Beispiel von Geschlechtern oder Kulturen, die aktuelle politische Weltlage oder Vor- und Nachteile von KI: Die Teilnehmenden des Projektes Next Level?! Was junge Menschen über Künstliche Intelligenz denken setzten sich mit verschiedenen Themen und KI-generativen Anwendungen auseinander. 

Ausgestattet mit einer Kamera konnten die Teilnehmer*innen im Workshop zu generativer Bild-KI, ihre Ideen fotografieren und anschließend mit KI-Anwendungen wie unter anderem Dall-E, Leonardo AI und bing image creator, nachstellen, weiterbearbeiten und umsetzen. So nutzte ein Teilnehmer das kreative Potenzial bildgenerativer KI und erstellte eine Persiflage Donald Trumps. Andere Teilnehmerinnen untersuchten, wie KI Frauen darstellt und reflektierten im Zuge dessen Schönheitsbilder und stereotype Geschlechtervorstellungen. 

Der Nutzen von KI, der Einfluss von KI auf Lernumgebungen und die Mensch-Maschine-Beziehung waren Aspekte, die im Fokus der Teilnehmenden des Audio-Workshops standen. Mit entsprechender Technik und KI-Anwendungen entwickelten die Teilnehmer*innen Fragen für Interviews, die sie mit Freund*innen, Bekannten, Eltern, Großeltern, Lehrkräften und Menschen auf der Straße durchführten. „Spannend war für viele Workshop-Teilnehmende die verschiedenen Möglichkeiten der KI-Anwendungen. So konnten sie beispielsweise ihre eigene Stimme durch eine KI-generative Stimme ersetzen lassen oder Anwendungen wie ChatGPT nutzen, um einen Text erstellen zu lassen“, schildert Jana Schlegel. 

Auch im Workshop zu generativer Video-KI beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der Funktionsweise von KI und setzten sich mit stereotypen Darstellungen und nachhaltiger Nutzung von KI auseinander. Mithilfe der Anwendung runway erstellte eine Gruppe einen Film mit KI-generierten Videos; eine andere Gruppe führte Interviews in der Innenstadt und eine dritte Gruppe drehte einen Science-Fiction-Kurzfilm. 

Mit Künstlicher Intelligenz verantwortungsbewusst umgehen

Jana Schlegel sieht es als besonders wichtig an, junge Menschen in einem kompetenten Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu unterstützen. „Eine kritische Reflexion besteht aus einem begleiteten Prozess, der meiner Meinung nach entsteht, wenn Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeit haben, Anwendungen auszuprobieren und dadurch zu lernen und zu verstehen. Bei der Nutzung von ChatGPT beispielsweise ist es entscheidend, dass Nutzende den produzierten Inhalt des Chatbots nicht einfach eins zu eins übernehmen, sondern reflektieren und einordnen können. Dafür ist es wichtig zu verstehen, wie ChatGPT überhaupt funktioniert. Gleiches gilt für bild- und videogenerative KI. Um zu erkennen, ob ein Bild mit KI bearbeitet wurde – was immer schwerer wird – ist es zunächst bedeutsam, Bildsprache zu lernen, also zu wissen, wie ein Bild aufgebaut ist und wie es auf die*den Betrachter*in wirkt.“ Auch sprachliche Kompetenzen sind für die Nutzung von KI-Anwendungen entscheidend: „Je präziser und versierter ich mich ausdrücken und formulieren kann, desto nützlicher und passgenauer wird das Ergebnis, welches die KI generiert.“ 

Mehr Informationen:

  • Ein Teil der Ergebnisse aus dem Projekt Next Level?! Was junge Menschen über Künstliche denken ist auf der dazugehörigen Website zu sehen.
  • Was Künstliche Intelligenz bedeutet und was Eltern und pädagogische Fachkräfte darüber wissen sollten, haben wir in einem Artikel zusammengefasst.
  • Im Interview berichtet der junge KI-Enthusiast Paul Goldschmidt darüber, was sich im Bildungsbereich ändern muss, damit alle jungen Menschen von KI profitieren können und welche Chancen und Herausforderungen er in KI sieht.