Was ist mit Tom und Emma geschehen? Im Escape Room spielerisch ein faires Miteinander lernen

Die aktuelle SINUS-Jugendstudie der Bundeszentrale für politische Bildung zeigt: Jugendliche nehmen Cybermobbing als unvermeidbare negative Auswirkung in Sozialen Medien wahr. Zugleich wünschen sie sich insbesondere im schulischen Kontext einen wertschätzenden Umgang miteinander und mehr Sensibilität für Mobbingsituationen sowie konsequentes Eingreifen durch die pädagogischen Fachkräfte an Schulen.
Der Verein Helden e. V. nimmt sich dieser Aufgabe an und möchte mit seiner Arbeit ein demokratisches Miteinander und gesellschaftliche Zivilcourage junger Menschen fördern. Dabei stehen vor allem erlebnispädagogische und sozialpsychologische Ansätze im Vordergrund. „Unser Ziel ist es, Themen so erleb- und erfahrbar zu machen. Wenn Kinder und Jugendliche wissen, wie Gewalt, Ausgrenzung, Rassismus und Cybermobbing entstehen, können sie sich besser für sich und andere einsetzen und eine demokratische Resilienz entwickeln“, sagt Sven Fritze. Er ist ausgebildeter Psychologe und Vorstandsvorsitzender sowie (Mit-)gründer des Vereins Helden e. V. Mit ihm sprachen wir darüber, wie junge Menschen spielerisch für das Thema Cybermobbing sensibilisiert werden können.
Cybermobbing ist kein Randphänomen
Mit seinem Angebot der mobilen Escape Räume zu Cybermobbing und Cybergrooming möchte der Verein junge Menschen befähigen, sich selbst und anderen zu helfen, wenn es um Cybermobbing geht. Entstanden ist die Idee beim Besuch eines Escape Raumes - einem realitätsnahen Spiel, bei dem Teilnehmende ein Rätsel lösen, um aus einem geschlossenen Raum zu entkommen -, wie Sven Fritze berichtet: „Wir – Mitgründer Thorsten Kröber und ich – haben uns gefragt, ob sich das Konzept des Escape Raumes nicht auch pädagogisch und spielerisch so nutzen lässt, dass Kindern und Jugendlichen die Wirkung und Folgen von Cybermobbing und Cybergrooming nähergebracht werden. Seit einiger Zeit führen wir nun in ein- bis mehrtägigen Workshops die mobilen Escape Räume an Schulen ab der fünften Klasse und in anderen pädagogischen Einrichtungen durch. Interessierte Schulen und Fachkräfte können sich einfach an uns wenden und die Räume bundesweit buchen. Anhand einer fiktiven Geschichte, die nah an der Lebensrealität junger Menschen ist, schaffen wir einen emotionalen sowie erlebbaren Zugang und ermöglichen den Teilnehmenden so, sich intensiv mit Cybermobbing und Cybergrooming auseinanderzusetzen.“
Was ist mit Emma und Tom passiert?
Erzählt werden die Geschichten von Emma und Tom. Beide besuchen die gleiche Schule und gehen in die selbe Klasse. Und beide sind verschwunden. Um herauszufinden, was mit ihnen passiert ist, schlüpfen die Teilnehmenden in die Rolle der Mitschüler*innen von Emma und Tom. Mittelpunkt der beiden Räume sind die Schreibtische der beiden. Dort sind typische Gegenstände aus dem Lebensalltag der beiden Jugendlichen zu finden, darunter auch ein Tablet. Nun gilt es die Gegenstände nach Hinweisen zu durchsuchen und Rätsel zu lösen. Durch die aktive Einbindung in die Geschichte können die Teilnehmenden nachvollziehen, wie Mobbing entstanden ist, was es gebraucht hätte, um es zu verhindern und lernen, welche Hilfsmöglichkeiten es gibt – im besten Fall um Mobbing frühzeitig zu verhindern. „Besonders in der Phase der Reflexion erzählen die Schüler*innen darüber, wie sie sich gefühlt haben, als sie die beleidigenden Nachrichten an Tom auf dem Tablet gelesen haben. Das greifen wir auf und sprechen auch über Möglichkeiten, Betroffenen von Cybermobbing beizustehen, sich für sie einzusetzen und ihnen zu helfen“, schildert Sven Fritze.
Ein offener Rahmen ist das A und O
Entscheidend dafür, dass sich Kinder und Jugendliche Erziehende und Eltern anvertrauen können, ist für Sven Fritze ein offener, vertrauensvoller Rahmen. „Wenn junge Menschen negative Erfahrungen machen, ist es schlimm, wenn sie sich ihren Eltern oder Erziehenden nicht anvertrauen können, weil sie sich schämen und mit Unverständnis oder sogar Ärger rechnen. Daher erachte ich es als besonders wichtig, als erwachsene Begleitperson einen offenen, nicht verurteilenden Raum zu schaffen, Kindern zuzuhören und eine wertschätzende Kommunikation zu etablieren. Das ist die Basis für ein gutes und vertrauensvolles Miteinander.“
Mehr Informationen:
- Hintergrundwissen zu Cybermobbing erhalten pädagogische Fachkräfte auch in den Webinaren des Vereins Helden e. V.
- Informationen rund um Cybermobbing gibt zudem SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht.
- JUUUPORT, die bundesweite Online-Beratungsplattform für junge Menschen, gibt Tipps, wie Cybermobbing erkannt werden und was dagegen getan werden kann. Zudem beraten junge JUUUPORT-Scouts betroffene Peers.