• Interview

Tablet & Co: Digitale Medien in Kitas kreativ nutzen

Die digitale Welt zieht auch in Kitas ein, umso wichtiger ist ein achtsamer und bewusster Umgang mit Medien.

Medien begleiten Kinder durch ihren Alltag. Auch in Kitas werden Medienerlebnisse von Kindern sichtbar: Kinder erzählen über Erlebtes und Gesehenes, wie zum Beispiel über die Lieblingssendung aus dem Fernsehen oder die Lieblingsfigur aus einem Spiel. Wie sich Medienerziehung in der frühkindlichen Bildung sinnvoll gestalten lässt und welche Empfehlungen für die Zusammenarbeit mit Eltern ausgesprochen werden können, erforscht und erprobt das Projekt „Medienerziehung im Dialog von Kita und Familie“ der Stiftung Digitale Chancen in Kooperation mit der Stiftung Ravensburger Verlag. Hierfür wird mit zehn Kitas aus Berlin, Brandenburg und Niedersachsen zusammengearbeitet. Wir sprachen mit Theresa Lienau, wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt.

Vor welchen Herausforderungen stehen Kitas, wenn es um das Thema Nutzung digitaler Medien geht?

Das ist sehr abhängig von der jeweiligen Einrichtung. Grundsätzlich sind besonders die Haltungen entscheidend: von Leitungen in Kitas, pädagogischen Fachkräften und Eltern. Gerade die Leitungen haben hier eine Schlüsselrolle inne. Halten sie eine gezielte Medienerziehung für wichtig, findet sich häufig ein Weg, wie man anderen Schwierigkeiten, wie zum Beispiel der Finanzierung von medienpädagogischen Projekten, begegnen kann. Damit der Aufwand für Leitungen und pädagogische Fachkräfte möglichst gering bleibt, brauchen sie Unterstützung von außen. Hier ist zum Beispiel der Träger gefragt. Manche Träger haben bereits ein Medienkonzept, an dem sich die Kitas orientieren können. Das hilft auch in der Kommunikation mit den Eltern und dem Team, die nicht immer sofort von dem Nutzen einer gezielten Medienerziehung überzeugt sind.

Wie können pädagogische Fachkräfte in Kitas (und Kindertagespflegeeinrichtungen) junge Heranwachsende gut an Medien heranführen?

Kinder haben im Umgang mit Medien viel zu erlernen. Das vergisst man schnell, wenn man beobachtet, wie geschickt schon kleine Kinder mit Tablets und Smartphones umgehen können. Doch Medienkompetenz bezieht sich längst nicht nur auf die Bedienung von Geräten. Vielmehr müssen Kinder lernen, Medien kritisch zu hinterfragen und nicht nur passiv zu konsumieren. Außerdem machen Kinder in ihrem Alltag viele Erfahrungen mit Medien, die sie mit einer vertrauten Person verarbeiten müssen. Es geht dann darum, Kinder zu begleiten und ihnen zu zeigen, dass Medien für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können, zum Beispiel zu kreativen, gestalterischen Zwecken. Um Kindern dieses Wissen zu vermitteln, sollten digitale Geräte nicht als Belohnung eingesetzt werden. Vielmehr sind sie ein Werkzeug und stellen eine von vielen Möglichkeiten dar, um sich auszudrücken. Digitale Medien können zur Ausstattung einer Kita gehören, wie das Buch oder der CD-Spieler. Wichtig ist, dass man darauf achtet, wie und wofür sie eingesetzt werden: Es ist etwas grundlegend anderes, ob Kinder gemeinsam mit einer pädagogischen Fachkraft auf dem Tablet ein Bilderrätsel erstellen oder ob sie sich stundenlang alleine Videos anschauen.

Welche Medien sind besonders gut geeignet für die Medienarbeit mit Kindern in Kindergartenalter?

Das hängt ganz von der Ausrichtung der Kita ab. Medienerziehung setzt nicht immer voraus, dass Geräte angeschafft werden: Man kann auch damit beginnen, mit Kindern über ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Umgang mit Medien zu sprechen: Wer sind ihre Lieblingsfiguren? Was mögen sie besonders an ihnen? Entscheidet sich eine Einrichtung für digitale Geräte, sollte sie überlegen, was zu ihr passt und wie sie den Einsatz gut mit ihren anderen pädagogischen Schwerpunkten verbinden kann. Das Tablet ist hier ein Allrounder: Es gibt viele Kreativ-Apps für Kinder, mit denen man zum Beispiel ein eigenes Theater- oder Hörspiel erstellt oder das Kind auch Seiten für das eigene Portfolio entwirft. Eine Kita mit Naturschwerpunkt kann Apps zur Pflanzenbestimmung nutzen oder ein Mikroskop ans Tablet schließen und so den Waldboden neu entdecken. Es muss jedoch nicht immer das Tablet sein: Auch mit Robotern speziell für den Vorschulbereich - wie zum Beispiel den Bee-Bots - können Kinder forschend lernen. Grundsätzlich wird in der medienpädagogischen Praxis darauf geachtet, analoge Inhalte mit digitalen zu verknüpfen: Es geht also nicht darum, das Basteln mit Schere und Kleber, das Tanzen und Musizieren und das Spielen im Freien zu ersetzen, sondern zu ergänzen.

Wie können Eltern gut in die Medienarbeit einbezogen werden?

Die Familie ist für kleine Kinder der wichtigste Bildungsort. Deshalb ist es wichtig, die Eltern mit einzubeziehen. Kinder lernen vor allem durch Nachahmen: Die Mediennutzung der Eltern hat Einfluss darauf, wie Kinder Medien wahrnehmen. Medien sind in vielen Familien ein Stressfaktor, wenn zum Beispiel das Kind den Fernseher oder das Tablet nicht ausschalten möchte. Eltern brauchen Unterstützung, um Antworten auf Fragen der Medienerziehung zu erhalten, beispielsweise „Welche Regeln können wir im Umgang mit Medien für unsere Familie aufstellen? Und was ist dabei zu beachten?“. Hier kann eine medienpädagogisch geschulte Kita Hilfestellung leisten. Bei Elternabenden und in Elterngesprächen ist es wichtig, dass ein offener Dialog gefördert wird. Viele Eltern trauen sich nicht, über die Mediennutzung ihrer Kinder zu sprechen. Dabei spielen Medien in fast allen jungen Familien eine große Rolle und viele Eltern haben die gleichen Probleme und Sorgen.

Weitere Ideen für die medienpädagogische Arbeit mit digitalen Medien in der Praxis haben wir hier für Sie zusammengestellt:

  • Vielfältige Anregungen und Anleitungen für Praxisprojekte mit Tablets bietet die Broschüre „Tablets im Einsatz“ von Studio im Netz e.V. und dem Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München.
  • Ideen für die medienpädagogische Praxis in Kitas gibt auch das Portal „Ran an Maus & Tablet“ der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien und von Blickwechsel e.V.
  • Anregungen und Praxisideen für die medienpädagogische Arbeit gibt der Medienkindergarten (MeKi). Zum Beispiel können Kinder spielerisch an das Thema „Roboter und Coding“ herangeführt werden.