• Praxisbeispiel

Über Medien reden - der Elternabend im Kindergarten

Mädchen mit Tablet

Familien mit Kindern sind - unabhängig vom Einkommen - sehr gut mit Medien ausgestattet. Das zeigt auch die aktuell erschienene KIM-Studie 2016. Eltern haben gerade bei der Mediennutzung eine wichtige Vorbildfunktion und müssen sich diese bewusst machen. Die Kita als alltäglicher Ort der Begegnung ermöglicht es, auch die Eltern zu erreichen, die ansonsten medienpädagogische Beratungsangebote nicht wahrnehmen würden.

 

Diese Anleitung beschreibt mit hilfreichen Tipps und Informationen, wie man mit Eltern gut und erfolgreich über Medien ins Gespräch kommt.

 

Terminwahl und Einladung

Achten Sie bei der Terminwahl auf eine elterngerechte Uhrzeit und, ob andere wichtige Veranstaltungen eventuell parallel stattfinden (Straßenfest im Stadtteil, Fußballspiel).

 

Begrüßung und Einführung: Reflektieren eigener Gewohnheiten und Bedürfnisse

 

Ziel der Einstiegsmethode „HeldInnen-Wäscheleine“ ist, dass Eltern für die Bedeutung von Medienfiguren für Kinder sensibilisiert werden, über Funktionen von Idolen nachdenken und sich kritisch mit Vorbildern und Vorurteilen auseinandersetzen. Sammeln Sie dazu Fotos von Medienstars aus Fernsehzeitungen und Illustrierten. Kleben Sie die Fotos auf bunte DIN-A4-Pappen und hängen diese auf einer durch den Raum gespannten Wäscheleine auf.

 

Nach der Begrüßung und einem Überblick über den Abend, bitten Sie die Eltern, sich jeweils zwei Fotos von der Leine zu nehmen: eine Person, die ihnen sympathisch ist, und eine, die sie nicht leiden können. Die Eltern stellen anschließend die ausgewählten Prominenten in der Runde vor und begründen ihre Auswahl. Fragen Sie dabei zwischendurch die anderen Eltern, ob sie die Meinung teilen und den Star auch gut finden. Schnell wird deutlich, wie unterschiedlich die Vorlieben und Abneigungen sind.

 

In dieser Diskussion darf ruhig ein bisschen provoziert werden: „Wie, du findest Stefan Raab gut? Also das überrascht mich jetzt!“ In der anschließenden Auswertung kann deutlich werden, dass ein „Angriff“ auf die Lieblingsstars auch als eine persönliche Verletzung aufgefasst werden kann. Die Eltern erfahren hier, wie wichtig es ist, den kindlichen Vorlieben sensibel und offen zu begegnen. Im Gespräch mit Kindern erfahren wir viel über die Gründe ihrer Vorlieben und Abneigungen und über die Themen, die Kinder gerade beschäftigen.

 

 

Kurzreferat: Informieren - Nutzungsmotive, Wahrnehmung, Wirkung

 

Nach diesem aktivierenden Einstieg sollten die Eltern je nach konkretem Thema der Veranstaltung grundlegende Informationen erhalten. Beim Thema „Kinder und Fernsehen“ - Fernsehen ist noch immer das Leitmedium von Kindergartenkindern - wären das beispielsweise die Rolle von Medien in der kindlichen Entwicklung, Besonderheiten der kindlichen Wahrnehmung, Motive der Mediennutzung und die Auseinandersetzung mit der Frage nach den Wirkungen von Medieninhalten. Hierzu gibt es zahlreiche Materialien, auf die man zurückgreifen kann.

 

Abschluss/Diskussion: Aktivieren - familiäre Medienerziehung überdenken

 

Nach dem kurzen Vortrag von Hintergrundinformationen ist es sinnvoll, wieder ein aktivierendes Angebot durchzuführen, wie beispielwiese einen kurzen App-Test. Dabei ist es wichtig, den Teilnehmenden die Möglichkeit zum Austausch untereinander zu geben und Fragen zuzulassen.

 

Weitere Informationen

 

  • Tipps zur Terminwahl und zur Gestaltung der Einladung, der Kurzreferate zu Hintergrundinformationen und Grundlagen / Inhalte sowie zur Gestaltung der Diskussion finden Sie hier.
  • In vielen Bundesländern können Kitas kostenlos oder kostengünstig medienpädagogische Unterstützung für die Durchführung eines Infoabends für Eltern oder das Kita-Team in Anspruch nehmen. Eine Übersicht mit Kontaktadressen bietet klicksafe.

Susanne Roboom, 1. Vorsitzende und Bildungsreferentin des Blickwechsel e.V. im Auftrag des Initiativbüros