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Wie sich Extremismus im Netz äußert und wie man damit umgehen kann

Eine Person, die an einem Laptop sitzt.

Wer bin ich? Wo gehöre ich in? Diese Fragen spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung der eigenen Identität. Neben dem Austausch und der Auseinandersetzung mit Freund:innen, Eltern, Lehrkräften und anderen Bezugspersonen, suchen Heranwachsende auch im Netz nach Orientierung, um sich selbst zu verstehen und sich in ihrer sozialen Umgebung zu verorten. Vorbilder sind für viele auch Influencer:innen (englisch, influence= Einfluss), die in Sozialen Netzwerken wie Instagram oder YouTube ihr scheinbar alltägliches Leben mit vielen Follower:innen teilen und Themen aufgreifen, die Kinder und Jugendliche beschäftigen.

Auf der Suche nach dem eigenen Ich können Heranwachsende jedoch auch mit extremistischen Ansprachen und Angeboten im Netz konfrontiert werden, die einfache Antworten bieten und somit auf der Suche nach Struktur und Klarheit attraktiv sein können. Dass Zusammenhänge aber vielfach komplex sind und nicht nur „schwarz“ oder „weiß“, wird in den Angeboten ausgeblendet.

Extremismus - was heißt das überhaupt?

Der Begriff Extremismus stammt von den lateinischen Wörtern „extremus“ (= „äußerst“, „entferntest“ und auch „ärgste“, „schlimmste“) und „extremitas“ (=der äußerste Rand) ab. Er beschreibt Bestrebungen, welche die freiheitliche, demokratische Grundordnung mit den Prinzipien der Volkssouveränität, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Pluralismus im Kern ablehnen. Zudem ist Extremismus gekennzeichnet durch Freund-Feind-Stereotype und einer kompromisslosen und dogmatischen Weltsicht, die Meinungsvielfalt nicht berücksichtigt.

Extremismus äußert sich in unterschiedlichen Erscheinungsformen, darunter Rechtsextremismus und Islamismus.

Rechtsextremismus

Es gibt keine allgemeingültige Definition für den Begriff des Rechtsextremismus. Grundsätzlich umfasst der Begriff politische Einstellungs- und Verhaltensmuster, die sich gegen eine freiheitliche-demokratische Grundordnung richten, die Gleichwertigkeit aller Menschen ablehnen und ein autoritäres, totalitäres System befürworten, in dem nationalistisches und rassistisches Gedankengut die Grundlage der Gesellschaftsordnung bilden sollen. Das Weltbild von Rechtsextremen ist insbesondere geprägt durch Nationalismus, Ethnozentrismus, antipluralistische Einstellungen sowie Verharmlosung und auch Verherrlichung des Nationalsozialismus. Kernelement rechtsextremer Einstellungen ist auch die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die sich insbesondere in Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus und Homophobie ausdrückt.

Islamismus

Eine allgemeingültige Definition von Islamismus gibt es nicht. Grundsätzlich bezeichnet der Begriff politische Auffassungen und Handlungen, die im Namen des Islam die Errichtung einer allein religiös legitimierten Gesellschafts- und Staatsordnung anstreben. Ziel ist eine institutionelle Verankerung des Islam und die Aufhebung der Trennung von Staat und Religion. Damit verbunden ist die Ablehnung zentraler Elemente einer vielfältigen Gesellschaft und der Grundsätze der freiheitlichen, demokratischen Grundordnung wie Individualität, Menschenrechte, Gewaltenteilung und Volkssouveränität. Um ihre Ziele durchzusetzen, sind aber nicht grundsätzlich alle islamistischen Akteure gewaltorientiert oder zu terroristischen Handlungen bereit.

Wie extremistische Akteure junge Menschen im Netz erreichen

Um junge Menschen zu erreichen, nutzen extremistische Akteur:innen gezielt das Web. Insbesondere in Sozialen Netzwerken, versuchen sie an Lebenswelten Jugendlicher anzuknüpfen und auf Plattformen wie Instagram, YouTube und Telegram, ihre Weltsichten zu verbreiten. Fotos sind oft ästhetisch ansprechend und Videos popkulturell gestaltet, sodass sie auf den ersten Blick harmlos wirken können und dahinterstehende Botschaften als solche nicht sofort erkannt werden. Umso wichtiger ist es, Kinder und Jugendliche für extremistische Botschaften im Netz zu sensibilisieren und sie zu stärken, sich kritisch und reflektiert mit den vermittelten Inhalten in Sozialen Netzwerken auseinanderzusetzen. Wie das geht, zeigen zum Beispiel die Präventionsprojekte „RISE“ vom JFF, „AntiAnti" vom Verein mediale pfade und „bildmachen“ vom gemeinnützigen Bildungsträger ufuq.de.

Was Eltern und pädagogische Fachkräfte tun können

Die goldene Regel für Eltern und pädagogische Fachkräfte lautet: Interessieren Sie sich für das, was Kinder und Jugendliche im Netz fasziniert und setzten Sie sich mit den Themen auseinander, die Heranwachsende beschäftigen. Grundsätzlich ist es wichtig, miteinander ins Gespräch zu gehen, sich auszutauschen, die Sichtweisen von jungen Menschen ernst zu nehmen und einen Raum zu schaffen, für eine offene Diskussionskultur.

Zudem ist es ratsam, extremistische Inhalte bei geeigneten Stellen, wie zum Beispiel „Hass im Netz“ von jugendschutz.net, oder bei den Betreibern direkt zu melden. Hilfe und Beratung bei schwierigen Situationen, Sorgen und Stress im Netz bieten auch Anlaufstellen wie die Nummer gegen Kummer, die sich an Eltern, Erziehende und Heranwachsende selbst richtet.

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