• Meldung aus der Initiative

„Was ich dir sagen wollte – meine Gedanken zu ChatGPT“

Eine Person, die ein Smartphone in den Händen hält, auf dem "AI" steht.

Hallo ChatGPT,

das erste was ich gedacht habe, als ich von dir gehört habe, war „Wow wie toll, dass wir an diesem technischen Fortschritt teilhaben können“. KI war immer etwas, von dem ich wusste, dass es da ist und unseren Alltag auch schon in Teilen begleitet. Jedoch hat sich das immer so fern und nicht greifbar angefühlt. Jetzt, wo du in der Gesellschaft eine Debatte entfacht hast, obwohl Künstliche Intelligenz auch vor dir schon genutzt wurde, kommt es mir vor wie ein riesiger Sprung in der Welt der Technik.

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie ich mich gefreut habe und wie begeistert ich war, als du veröffentlicht wurdest. Ich habe mich sofort mit einer Freundin zusammengesetzt und dir super viele Fragen gestellt. Das ging von einfachen Fragen, wie „Was heißt 'Hallo' auf Koreanisch?“ bis hin zu komplizierten mathematischen Fragestellungen – mit denen sich meine Freundin gerade in der Universität beschäftigt –, die du in Sekundenschnelle beantwortet hast. Es ist wirklich toll, welche neuen Möglichkeiten es mit dir gibt. Ich meine du bist vielfältig nutzbar. Wenn Schüler:innen bei Aufgaben oder Verständnisfragen Hilfe brauchen und sie die Lehrkräfte gerade nicht erreichen, kannst du ihnen zur Seite stehen. Wenn Leute Sprachen lernen wollen, kannst du ihr Sprachtrainer sein. Du kannst komplexe, als auch einfache Antworten geben. Du bist so ziemlich das, was jede:r Schüler:in im Homeschooling gebraucht hätte, da die Lehrer:innen nicht immer sofort zu erreichen waren und du Verständnisfragen schnell beantworten kannst. Mir wurde auch bewusst, dass nicht nur Schüler:innen von dir profitieren, sondern so ziemlich jede:r, um sich Ideen und Impulse für Texte geben zu lassen. Dass du auch noch komplexe menschliche Sprache durch mathematische Berechnungen verstehen und genauso wieder antworten kannst, vereinfacht die Sache für uns sehr und ist definitiv ein Vorteil, der dich vom bloßen Recherchieren im Internet unterscheidet. Auch Texte kannst du strukturiert und fließend formulieren, was die Textarbeit in vielen Berufen erleichtert. Auch, wenn kreative Inspirationen gesucht werden, kannst du helfen. Du musst wissen, ich bin ein sehr neugieriger Mensch und mir schwirren in allen möglichen Situationen Fragen im Kopf herum, die ich zu gerne so schnell wie möglich beantwortet haben möchte. Also bist du nun ein sehr interessantes Tool für mich.

Da sind nun allerdings schon die ersten Fragen, die sich mir stelle, wenn ich über die Auswirkungen von dir in unserer Gesellschaft nachdenke. Was, wenn du plötzlich ausschließlich kostenpflichtig wirst? Werden dich nur noch Menschen mit Geld nutzen können? Und sind es nicht eigentlich Menschen, die weniger verdienen und „quasi auf der Arbeit leben“, denen du den Alltag erleichtern solltest? Ich finde: Im Optimalfall sollte jeder Mensch gleiche Startvoraussetzungen erhalten, insofern sollte es nur eine Version für alle geben.

Und wie sollen Schulen nun mit dem Hype um dich umgehen? Es kann ja nicht immer geprüft werden, ob ein:e Schüler:in ihre Hausaufgaben selbst gemacht hat oder nicht. Zum einen gefällt mir die Idee, dich auch in und für die Schule zu nutzen, da ich der Meinung bin, dass Schule einen so großen Raum einnimmt, sodass wenig Zeit für Freizeit bleibt. Durch deine Nutzung als Chatbot könnten Hausaufgaben also zum Beispiel schneller bearbeitet werden, was natürlich viel Zeit einsparen kann. Zum anderen löst das ja nicht genau das Problem, dass meiner Ansicht nach Schüler:innen zu viel Nachbereitung nach der Schule machen müssen. Um dies zu ändern, müssten Schüler:innen weniger Hausaufgaben aufbekommen. Es stellt sich bei dir auch die Frage mit den Quellen. Woher nimmst du die Quellen, auf die du dich beziehst? Woher wissen wir, ob die Quelle, die du angibst, auch wirklich existiert? Da du dein Wissen aus dem gesamten Internet bekommst, kann es auch gut sein, dass du manche Falschinformationen als wahr darstellst und diese an uns weitergibst. Und zu erkennen, dass diese Informationen nicht seriös sind, ist nicht immer einfach.

Daher denke ich, dass Medienkompetenz viel stärker an Schulen vermittelt werden sollte, damit junge Menschen wissen, wie sie kompetent mit digitalen Medien umgehen und zum Beispiel wissen, wie sie Falschinformationen erkennen können.

Obwohl du also Texte schreiben kannst, bleibe ich doch erst mal dabei, meine Texte selbst zu verfassen, vor allem, weil jeder Mensch einen eigenen Schreibstil hat, der letztlich wie ein Fingerabdruck ist. Und ich fände es schade, diesen nicht zu nutzen. Zugleich stelle ich fest, dass die Freude über dich bei mir überwiegt, da ich mich über jeden technischen Fortschritt freue und die vielfältigen Möglichkeiten sehe, die damit einhergehen. Daher hoffe ich, dass wir an deiner Entwicklung weiterhin teilhaben können – in diesem Sinne, bin ich gespannt, wie es weitergeht.

Mit lieben Grüßen

Laeticia


Laeticia Genz, Bundesfreiwillige in der Stiftung Digitale Chancen
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