KIM-Studie 2022 – Kindheit, Internet, Medien

KIM-Studie 2022

Ob Buch, Hörspiel, Computer oder Smartphone: Seit 1999 untersucht der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) in der KIM-Studie (Kindheit, Internet, Medien) den Umgang von Kindern mit unterschiedlichen Medien. Für die KIM-Studie 2022 wurden in ganz Deutschland 1219 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren und deren primäre Erziehungsperson befragt. Insgesamt zeigt die KIM-Studie, dass immer mehr Kinder Medien, insbesondere das Internet und digitale Spiele, selbständig ohne Begleitung von Erwachsenen nutzen. Gleichzeitig wird deutlich, dass eine frühe Förderung eines kompetenten Umgangs mit digitalen Medien von Bedeutung ist.

Medienausstattung

Kinder wachsen mit einem breiten Medienrepertoire auf. In fast allen Haushalten sind Fernsehgeräte, Smartphones, Computer/Laptops und ein Internetzugang vorhanden. Kinder besitzen nach Angaben der Eltern wenig eigene Geräte, Mobiltelefone sind am häufigsten im persönlichen Besitz der Kinder. So haben 51 Prozent der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren ein eigenes Mobiltelefon. Mit steigendem Alter der Kinder nimmt der Anteil der Kinder, die ein eigenes Mobiltelefon besitzen, zu.

Mediennutzung

Im Hinblick auf die tägliche Mediennutzung stehen das Hin- und Herschicken von Text-Nachrichten (42 Prozent) und die Nutzung von Apps (41 Prozent) an erster Stelle. Fast ein Drittel der befragten Kinder verschickt täglich Sprachnachrichten, spielt Spiele und sieht sich Fotos sowie Videos an. Jedes fünfte Kind telefoniert täglich über ein Mobiltelefon mit den Eltern oder Freund:innen. Mit steigendem Alter der Kinder nimmt auch die Nutzung von Smartphonefunktionen zu. Dies zeigt sich vor allem mit Blick auf die Nutzung von Apps und den Austausch von Nachrichten: In der Altersgruppe der Sechs- bis Siebenjährigen nutzen 14 Prozent Apps, bei den Zwölf- bis 13-Jährigen sind es 60 Prozent. Über die Hälfte der Zwölf- bis 13-Jährigen verschickt nahezu täglich Textnachrichten, 43 Prozent Sprachnachrichten. Bei den Sechs- bis Siebenjährigen sind es 8 Prozent, die Textnachrichten und 4 Prozent, die Sprachnachrichten verschicken.

Digitale Spiele und das Internet werden in Vergleich zu 2020 vermehrt von Kindern alleine ohne Begleitung genutzt. So gaben 71 Prozent der befragten Kinder an, Spiele auf dem Handy/Smartphone eher alleine zu spielen. Über die Hälfte surft eher alleine im Internet, spielt eher alleine am Tablet oder sieht eher alleine fern. Insbesondere der Anteil an den Sechs- bis Siebenjährigen, die alleine PC/Laptop/Konsole (2020: 31 Prozent; 2022: 41 Prozent) oder am Tablet (Tablet: 52 Prozent; 2022: 61 Prozent) spielen, ist im Vergleich zu 2020 angestiegen. Auch ist der Anteil des Fernsehschauens (2020: 41 Prozent; 2022: 51 Prozent) und Onlinefilmeschauens (2020: 33 Prozent; 2022: 40 Prozent) in dieser Altersgruppe angestiegen.

70 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen nutzen das Internet. Mit zunehmenden Alter steigt auch die Nutzungsintensität. Unter den Kindern, die das Internet nutzen, sind knapp die Hälfte täglich online. 36 Prozent nutzen das Internet ein- bis mehrmals die Woche, 17 Prozent geben an, seltener online zu sein. Nach Einschätzung der Eltern sind Kinder an einem Wochentag durchschnittlich 43 Minuten online. Mit zunehmenden Alter steigt die geschätzte Nutzungsdauer deutlich an. Im Vergleich zu 2020 sind mit Blick auf die Nutzungszeit keine großen Unterschiede festzustellen.

WhatsApp gehört zu den beliebtesten Apps bei jedem zweiten Kind. 30 Prozent der Befragten zählen YouTube zu ihren Lieblings-Apps, 28 Prozent TikTok. Beide Apps haben im Vergleich zu 2020 an Beliebtheit bei den Kindern gewonnen. 55 Prozent der Kinder, die das Internet nutzen, verwenden WhatsApp nahezu täglich. Das Ansehen von Filmen/Videos/Sendungen/Serien im Internet und YouTube steht an zweiter Stelle der täglichen Nutzung. Jedes fünfte Kind nutzt Suchmaschinen und TikTok nahezu jeden Tag.

Die Sicht von Eltern

Die befragten Eltern haben insgesamt ein ambivalentes Verhältnis zum Medienumgang ihrer Kinder. Einerseits stimmen 80 Prozent der Aussage zu, dass das Internet Gefahren für Kinder birgt, andererseits sehen 86 Prozent Chancen für Kinder Neues zu lernen. Knapp die Hälfte der Befragten erlaubt ihrem Kind das Internet ohne Aufsicht zu nutzen. Ein Großteil der Eltern sieht sich und die Schule in der Verantwortung, Kinder bei einem kompetenten Umgang mit Medien zu unterstützen, 79 Prozent wünschen sich Medienkompetenz als Schulfach. Zwei Drittel der Eltern gaben an, keinerlei Möglichkeiten des technischen Jugendmedienschutzes, wie beispielsweise spezielle Software, Filterprogramme oder Apps zum Schutz vor ungeeigneten Inhalten, zu nutzen.