• Meldung aus der Initiative

jugendschutz.net Jahresbericht 2022: Jugendschutz im Internet – Risiken und Handlungsbedarf

Jugendschutz im Internet

jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, hat seinen Jahresbericht 2022 veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass junge Menschen vor allem in Sozialen Netzwerken wie YouTube, Facebook, Instagram, Snapchat, TikTok, Twitter und WhatsApp mit Hassinhalten, Desinformationen und sexueller Belästigung konfrontiert werden. Deutlich wird zudem, dass die Anbieter Sozialer Dienste keine ausreichenden Vorsorgemaßnahmen treffen, um Kinder und Jugendliche im Internet zu schützen.

Insgesamt bearbeitete jugenschutz.net 7363 Verstöße gegen den Jugendschutz. 66 Prozent der Verstöße waren thematisch sexualisierter Gewalt zuzuordnen, 13 Prozent der Verstöße konnten im Bereich politischer Extremismus festgestellt werden. Auf Pornografie entfielen acht Prozent, auf Selbstgefährdung sieben Prozent, auf Gewalt fünf Prozent und auf Cybermobbing ein Prozent.

Bei 4141 Fällen wies jugendschutz.net den Inhalts- und Diensteanbieter oder die Selbstkontrolleinrichtungen auf Verstöße hin, damit diese schnell beseitigt werden. Am Jahresende waren in 6.654 Fällen (90 %) die Verstöße beseitigt.

Sexualisierte Gewalt

jugendschutz.net erfasste 4822 Darstellungen sexualisierter Gewalt. Darunter fallen Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen oder Abbildungen von Kindern und Jugendlichen in sexualisierten Posen. Vermehrt beobachtet wurden Darstellungen, bei denen Kinder selbst vor der Kamera agieren und ihre Anweisungen mutmaßlich vom erwachsenen Chat-Partner*in erhalten. Die Online-Darstellungen entstehen oft unter Druck und/oder Täter*innen nutzen die Unerfahrenheit von Kindern und Jugendlichen aus und manipulieren diese.

Bei TikTok stellte jugendschutz.net fest, dass minderjährige Nutzer*innen insbesondere in Livestreams sexuell belästigt werden. Bei Instagram waren vor allem kinder- und jugendaffine Creator*innen betroffen.

Politischer Extremismus

Extremist*innen nutzen Soziale Netzwerke, um dort ihre antidemokratischen, rassistischen und menschenverachtenden Haltungen zu verbreiten sowie gegen queere und geflüchtete Menschen zu hetzen. Dabei treten sie häufig lässig, offen und interessiert auf und geben Einblicke in ihren Alltag, um vor allem junge Menschen zu erreichen.

Challenges und Selbstgefährdung

Kinder und Jugendliche werden im Netz häufiger zu gefährlichen Mutproben und Challenges animiert, die gesundheitsschädlich oder gar lebensbedrohlich sein können. Insbesondere auf Social-Media-Plattformen, Blogs und Foren werden Inhalte zu riskantem Verhalten, Drogen, Essstörungen, Selbstverletzungen und Suizid verharmlost und verherrlicht.

Ausblick

jugendschutz.net konnte feststellen, dass die Betreiber Sozialer Dienste Vorsorgemaßnahmen wie beispielsweise Melde- und Hilfesysteme und Voreinstellungen, zwar verbessert haben, dies aber nicht ausreicht, um Kinder und Jugendliche im Internet vor Risiken zu schützen. So gibt es immer noch keine verlässliche Altersprüfung – Grundvoraussetzung für den altersgerechten Schutz von Heranwachsenden. Der Bericht macht zudem deutlich, dass alle Risiken – von jugendgefährdenden Inhalten, Interaktionsrisiken bis zu der Verbreitung von extremistischen Ansichten – im Netz berücksichtigt werden müssen, damit Kinder und Jugendliche ausreichend geschützt sind und sicher online teilhaben können.