• Meldung aus der Initiative

jugendschutz.net Jahresbericht 2019: Jugendschutz im Internet - Risiken und Handlungsbedarf

Ansicht: Cover des Jahresberichts 2019 von jugendschutz.net

jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, hat den Jahresbericht 2019 veröffentlicht. jugendschutz.net zeigt in diesem Bericht, welche Risiken für Kinder und Jugendliche im Netz bestehen. Im Fokus stehen riskante Kontakte, Selbstgefährdungen, politischer Extremismus, Hass und Gewalt sowie sexuelle Ausbeutung von Kindern.

jugendschutz.net konnte feststellen, dass die Betreiber sozialer Netzwerke zu wenig Inhalte löschen, die gegen den Jugendschutz verstoßen. Zudem zeigt der Bericht, dass die Vorsorge in Bezug auf Voreinstellungen, Meldemechanismen und Hilfesysteme durch die Plattform-Betreiber nicht ausreichend betrieben wird und umfassende Schutzkonzepte fehlen.

Insgesamt registrierte jugendschutz.net 6950 Verstöße gegen den Jugendschutz. Im Vergleich dazu: im Jahr 2018 waren es 6575 dokumentierte Fälle. Über die Hälfte der in 2019 registrierten Verstöße beziehen sich auf beliebte soziale Netzwerke wie Instagram, YouTube, Facebook oder Twitter. Im Vergleich zum Jahr 2018 stieg vor allem auch die Anzahl der Verstöße gegen den Jugendschutz auf den Plattformen Pinterest (Anstieg von 46 auf 413) und TikTok (Anstieg von 38 auf 192).

Selbstgefährdungen

Die Zahl der Aufrufe zu Selbstgefährdungen im Netz ist im Vergleich zum Jahr 2018 stark angestiegen: Wurden im Jahr 2018 478 Fälle von jugendschutz.net dokumentiert, waren es im Jahr 2019 846 Fälle im Bereich der Selbstgefährdung. Kinder und Jugendliche werden im Netz häufiger zu gefährlichen Mutproben und Challenges animiert, die gesundheitsschädlich oder gar lebensbedrohlich sein können. Die meisten gefährlichen Mutproben stellte jugendschutz.net auf den Plattformen YouTube, TikTok, Instagram und Facebook fest.

Belästigung und Cybergrooming

Im Netz besteht die Gefahr sexuell belästigt zu werden. jugendschutz.net stellte fest, dass Kinder und Jugendliche mit sexuellen Kommentaren, Fragen nach sexuellen Erfahrungen und Vorlieben sowie Aufforderungen, sich freizügiger zu zeigen, konfrontiert wurden. Auch Fotos und Videos von alltäglichen Aktivitäten von Kindern wurden für sexuelle Zwecke missbraucht, wie der Bericht darlegt. Darstellungen sexualisierter Gewalt machen mit 37 Prozent den größten Anteil der Fälle aus, die gegen den Jugendschutz verstoßen.

Cybermobbing

Soziale Netzwerke können zweckentfremdet werden, indem sie genutzt werden um andere zu mobben. Der Bericht zeigt, dass die Betreiber sozialer Dienste zu wenig tun, um Minderjährige vorsorglich zu schützen. Zum Beispiel bietet kein Betreiber Accounts an, die sicher vorkonfiguriert sind.

Gewaltdarstellungen

Auch im Bereich von Gewaltdarstellungen ist ein hoher Anstieg an Fällen zu verzeichnen: Von 364 Fällen im Jahr 2018 auf 627 Fälle im Jahr 2019. Besonders in sozialen Netzwerken werden gewalthaltige Darstellungen verbreitet, die Heranwachsende ängstigen und verstören können. Von Nutzer*innen gemeldete Verstöße gegen den Jugendschutz werden von Plattform-Betreibern zu wenig berücksichtigt, wie der Bericht zeigt: Nur 46 Prozent gefährdender Inhalte wurden nach Meldungen von Nutzer*innen gelöscht oder gesperrt.

Ausblick

Der Bericht macht deutlich, dass alle Risiken - von jugendgefährdenden Inhalten bis Interaktionsrisiken wie Mobbing oder Belästigung - im Netz berücksichtigt werden müssen, damit Kinder und Jugendliche ausreichend geschützt sind. In einem Videostatement fordert Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net, Jugendschutz als Bestandteil der Unternehmensphilosophie von Internetanbietern. Insbesondere Betreiber von Social-Media-Diensten nehmen eine Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, dass Kinder und Jugendliche gut mit Medien aufwachsen. Laut Glaser müssen die Betreiber*innen in ihren Angeboten ein Vorsorgekonzept einführen, das altersdifferenzierten Schutz und Unterstützungsangebote mitdenkt. Das bedeutet auch, neue Produkte und Funktionen so zu gestalten, dass Voreinstellungen, Melde- und Hilfesysteme so implementiert werden, dass eine sichere Nutzung durch Kinder und Jugendliche möglich ist.

Mehr Informationen

  • Die Pressemitteilung und weitere Stimmen zur Veröffentlichung des Jahresberichts 2019 von jugendschutz.net finden Sie auf dieser Webseite.
  • Den vollständigen Jahresbericht 2019 finden Sie hier.
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