• Meldung aus der Initiative

jugendschutz.net Jahresbericht 2020: Jugendschutz im Internet - Risiken und Handlungsbedarf

Ansicht: 2020 Bericht - Jugendschutz im Internet. Risiken und Handlungsbedarf

jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, hat den Jahresbericht 2020 veröffentlicht. Die durch die Corona-Pandemie einhergehenden Einschränkungen im öffentlichen und privaten Bereich verschärften auch Risiken für junge Menschen im Netz, wie der Bericht zeigt. Dies ist vor allem bei der Nutzung von Messengern, Sozialen Netzwerken und Onlinespielen zu beobachten.

jugendschutz.net konnte feststellen, dass die Betreiber sozialer Netzwerke insbesondere nach Usermeldungen im Durchschnitt zu wenig Inhalte löschen, die gegen den Jugendschutz verstoßen. Auch zeigte sich, dass die Vorsorge im Hinblick auf Voreinstellungen, Meldemechanismen und Hilfesysteme durch die Plattform-Betreiber nicht ausreichend betrieben wird.  Allerdings stellt der Bericht auch fest, dass einige Plattform-Anbieter mittlerweile Optimierungen vorgenommen haben, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen.

Insgesamt registrierte jugendschutz.net 5056 Verstöße gegen den Jugendschutz. Im Vergleich dazu: Im Jahr 2019 waren es 6950 dokumentierte Fälle. Über die Hälfte der in 2020 registrierten Verstöße beziehen sich auf beliebte Soziale Netzwerke wie Instagram, YouTube, Facebook, Twitter oder TikTok. Die pandemiebedingten Schwankungen machten es schwer, Entwicklungen zum Vorjahr abzulesen. Zudem zeigt der Bericht, dass sich 41 Prozent der Verstöße gegen den Jugendschutz thematisch sexualisierter Gewalt zuordnen lassen. Der zweitgrößte Teil der Verstöße machte mit 21 Prozent politischer Extremismus aus. Der Rest entfiel auf Pornografie (14 Prozent), Selbstgefährdung (12 Prozent), Gewalt (9 Prozent) und Cybermobbing (3 Prozent).

Selbstgefährdungen und Challenges

Kinder und Jugendliche werden im Netz häufiger zu gefährlichen Mutproben und Challenges animiert, die gesundheitsschädlich oder gar lebensbedrohlich sein können. Insbesondere auf Social-Media-Plattformen, Blogs und Foren werden Inhalte zu riskantem Verhalten, Drogen, Essstörungen, Selbstverletzungen und Suizid verharmlost und verherrlicht. Der Bericht zeigt auch, dass zu Beginn der Corona-Pandemie auf jugendaffinen Plattformen sogenannte „Corona-Challenges“ kursierten, die zu gesundheitsgefährdenden Verhalten animierten. Die Mutproben bestanden darin, Gegenstände wie öffentliche Toiletten oder Griffe in U-Bahnen abzulecken. Dadurch wurde das Risiko in Kauf genommen, sich möglicherweise mit dem Virus zu infizieren.

Sexualisierte Gewalt

jugendschutz.net registrierte 1896 Fälle mit Darstellungen sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Darunter sind Aufzeichnungen von offline stattgefundenen Missbrauchstaten sowie Bilder und Videos mit Onlinebezug. Die Online-Darstellungen entstehen oft unter Druck und/oder Täter:innen nutzen die Unerfahrenheit von Kindern und Jugendlichen aus. Zudem stellte jugendschutz.net auf Instagram und Snapchat sexuelle Grenzverletzungen fest.

Verschwörungsmythen

Auf der Suche nach Informationen zur Corona-Pandemie stoßen Kindern und Jugendliche auch auf Seiten, die Fake News sowie Verschwörungsmythen verbreiten, wie jugendschutz.net feststellt.

Extremismus

Der Bericht zeigt, dass rechtsextreme Propaganda vor allem über den Messenger-Dienst Telegram verbreitet wird. Inhalte werden dort selten gelöscht oder moderiert, sodass sich explizite Hetze, verbotene Kennzeichen und Gewaltdarstellungen fast ungestört verbreiten lassen. jugendschutz.net stellte zudem fest, dass Rechtsextreme an jugendliche Lebenswelten in Games anknüpfen, um ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten. Dienste im Gaming-Bereich gehen nur zögerlich gegen Jugendmedienschutzverstöße vor.

Ausblick

Der Bericht macht deutlich, dass alle Risiken - von jugendgefährdenden Inhalten bis Interaktionsrisiken wie Belästigung oder Mobbing - im Netz berücksichtigt werden müssen, damit Kinder und Jugendliche ausreichend geschützt sind und sicher online teilhaben können. Verstöße gegen den Jugendschutz im Internet müssen entsprechend schnell beseitigt werden.

Mehr Informationen

  • Der vollständige Jahresbericht enthält die ausführlichen Ergebnisse.
  • Auf der Webseite von jugendschutz.net finden Sie die Pressemitteilung zum Jahresbericht 2020.
  • Auf der Webseite von jugendschutz.net sind zudem alle Jahresberichte zu finden.